Nachhaltige Geldanlage

Wie wichtig ist der Klimawandel für die Kapitalanlage?

Zusammenfassung

Nachhaltige Geldanlage ist eines der großen aktuellen Themen. Während im Moment noch die Bewältigung der Corona-Krise im Vordergrund steht ist davon auszugehen, dass bald auch wieder die nachhaltige Geldanlage in den Fokus rückt. Im Interview erläutert Beatrix Anton-Grönemeyer, Chief Sustainability Officer, wie Anleger Orientierung finden könnten und welche Rolle die Geldanlage z.B. bei der globalen Energiewende spielt.

  Haben nachhaltige Kapitalanlagen angesichts der Verwerfungen infolge der Corona-Pandemie einen schweren Stand, Frau Anton-Grönemeyer?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Natürlich steht derzeit die Bekämpfung der Coronakrise für alle Akteure im Mittelpunkt. Es geht um Menschenleben und darum, zu vermeiden, dass die Wirtschaft und Millionen von Menschen ins Bodenlose fallen. Ich rechne aber damit, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und in der Finanzwelt weiter wächst. Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien1 und nachhaltige Kapitalanlagen sind schon seit Langem ein Thema für uns. Es nimmt seit einiger Zeit auch auf breiter Front Fahrt auf. Insbesondere das Jahr 2019 hat viele Menschen zum Umdenken bewegt. Die aktuelle Krise, die uns unsere Verwundbarkeit vor Augen führt, wird das nicht ändern. Nachhaltigkeit wird sogar noch an Bedeutung gewinnen. An der globalen Herausforderung des Klimawandels hat sich ja nichts geändert.

 

  Wie wichtig ist denn der Klimawandel für die Kapitalanlage?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Wir erleben gerade, wie Klima zum zentralen Anlagethema wird. Seit Längerem befasst sich auch die Kapitalmarktforschung mit dem Thema, zunächst unter dem Stichwort „stranded assets“. Damit ist gemeint, dass Unternehmen oder ganze Anlageklassen drastisch an Wert verlieren, weil ihr Geschäftsmodell im Zuge von Maßnahmen zum Klimaschutz nicht mehr nachgefragt oder gar verboten wird. Denken Sie an den Kohleausstieg. Darüber hinaus muss man die physischen Klimarisiken im Blick haben. Die Unterbrechung von Lieferketten aufgrund extremer Wetterereignisse ist ein großes Thema in einer global vernetzten Wirtschaft. Die angestrebte Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter bietet aber auch Anlagechancen.


  Sie sprechen von erneuerbaren Energien?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Die globale Energiewende ist natürlich der Dreh- und Angelpunkt. Dort existiert ein enormer Anlagebedarf. Die Anlagechancen sind aber viel breiter gestreut und beinhalten neue Geschäftsmodelle und Produkte sowie neue Technologien für eine effizientere Nutzung unserer natürlichen Ressourcen. Das Thema beschäftigt alle Sektoren, und Innovationen müssen nicht zwingend von Start-ups kommen. Seit fünf Jahren managt AllianzGI eine Strategie, die gezielt auf das Potenzial der Energiewende setzt. Sie investiert in Unternehmen, die ihre Emissionen bereits drastisch reduziert haben, solche, die sehr ambitionierte, glaubwürdige Commitments in diese Richtung abgegeben haben, und Firmen, die Lösungen anbieten, die in der Breite zu einer Einsparung von
CO2 -Emissionen führen. Das strenge Energiewendegesetz in Frankreich hat seinerzeit den Anstoß dazu gegeben.

 

ESG1-Strategien verzeichnen rege Mittelzuflüsse. Um zu verstehen, was Privatanleger wirklich über nachhaltige Investments denken, hat Allianz Global Investors ein Marktforschungsinstitut mit einer breit angelegten Umfrage beauftragt.

ZUSAMMENFASSUNG DER UMFRAGEERGEBNISSE

 

  Braucht es immer staatliche Eingriffe und Regulierung, um nachhaltige Anlagen auch finanziell attraktiv zu machen?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Die Wissenschaft ist sich inzwischen weitgehend einig darüber, dass nachhaltige Kapitalanlage nicht auf Kosten der Performance geht. Im Gegenteil, tendenziell überwiegen sogar positive Faktoren, z.B. durch ein geringeres Downside-Risiko nachhaltiger Anlagen. Damit nachhaltige Anlagen rentieren, braucht es also keine staatlichen Eingriffe. Allerdings werden wir immer mehr Regulierung in Richtung Nachhaltigkeit und insbesondere in Richtung Klimaschutz sehen. Gerade bei der langfristigen Sicherung unserer Daseinsvorsorge im weitesten Sinn sind die Politik und die Legislative gefragt. Transparenz und einheitliche Standards sorgen für Vertrauen und Planbarkeit bei allen Akteuren. Ein wichtiger Meilenstein ist hier die Taxonomie der EU, die ab 2021 verbindlich festlegt, was als nachhaltige Aktivität anzusehen ist und was nicht. Das spiegelt sich natürlich auch in den Transparenzvorgaben für Investoren und letztlich in den Anlagelösungen wider. Aufgrund der Wechselwirkungen sollten Klima und Umwelt nicht isoliert, d.h. ohne Berücksichtigung sozialer Aspekte und Governance gedacht werden.

 

  Derzeit hat man fast den Eindruck, dass es nur noch grüne und nachhaltige Investmentmanager gibt. Wo finden Investoren Orientierung?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Das ist momentan in der Tat nicht ganz einfach. Auf Produktebene wird es voraussichtlich 2021 ein einheitliches EU-Ecolabel geben, um EU-weit Transparenz und einheitlich Anlageprodukte zu kategorisieren und „Greenwashing“ einzudämmen. Aber schon jetzt gibt es Möglichkeiten, wie Investoren Asset Manager in diesem Bereich auf Herz und Nieren prüfen können. Das fängt an beim Bekenntnis zu den Principles of Responsible Investment, die 2006 unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen entwickelt wurden. AllianzGI war unter den 50 Unterzeichnern unter Asset Managern. In der jährlichen Überprüfung durch die PRI Association haben wir seit drei Jahren in Folge die Bestnote für unsere ESG-Strategie und -Governance erhalten2. Außerdem haben wir unser Angebot sehr klar strukturiert, um Transparenz für unsere Kunden zu schaffen.

 

 

  Ist bei Ihnen nicht alles nachhaltig?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Wir bieten ein breites Spektrum, um den unterschiedlichen Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden. Es besteht im Wesentlichen aus drei Kategorien: Impact, SRI3 und Integrated ESG. So können Anleger mit Impact Investments neben der finanziellen Rendite eine ihrem Investment klar zuzuordnende und messbare ökologische oder gesellschaftliche Wirkung erzielen. Bei Anlagen in Private Markets und Green Bonds können wir das entsprechend dokumentieren. Bei unseren SRI-Strategien geht es um die Erzielung einer guten Rendite bei gleichzeitiger Optimierung des Nachhaltigkeitsprofils des Portfolios. Neben einigen Mindestausschlüssen z.B. im Bereich Menschenrechte kommen dabei insbesondere ein Best-in-Class- und ein Best-Efforts-Ansatz zum Einsatz.

 

  Best Efforts hört sich an nach „hat sich stets bemüht (… aber es nicht geschafft)“?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Das Gegenteil ist der Fall, denn hier kann das Fondsmanagement aktiv das Outperformance-Potenzial in einer SRI-Strategie ausschöpfen, indem es die Unternehmen aus dem Universum auswählt, die aus guten Gründen sehr viel Energie in die substanzielle Verbesserung ihres ESG-Profils stecken, um darüber ihr Geschäftsergebnis zu verbessern.

 

  Wie finden Sie die in der Praxis?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Hier macht sich unser aktiver Ansatz bezahlt, denn wir verwenden viele Ressourcen auf die Analyse der Titel und sprechen sehr intensiv mit den Unternehmensvertretern über deren Geschäftsmodelle, Chancen und Risiken. Dabei spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine immer größere Rolle. Bei unserem dritten Ansatz, Integrated ESG, steht die Optimierung des Risiko-Rendite-Profils im Vordergrund. Wir wollen damit löschen ESG-Extremverlust-Risiken vermeiden und besser verstehen, wo die Unternehmen im Hinblick auf materielle ESG-Faktoren wirklich stehen. Von dieser inhaltlichen Tiefe profitiert übrigens auch die Interessenwahrnehmung im Namen unserer Kunden.

 

  Inwiefern?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Zum Beispiel im kritischen Dialog mit Unternehmen, der von unseren Portfoliomanagern und Analysten in der Breite geführt und nicht im ESG-Team „versteckt“ wird. Oder nehmen Sie die Abstimmungen auf Hauptversammlungen. Letztes Jahr haben wir auf mehr als 9500 HVs abgestimmt und in drei Viertel der Fälle bei mindestens einem Agendapunkt gegen die Vorschläge des Managements votiert. Unser Abstimmungsverhalten zum Thema Klimaschutz wird auch von außen deutlich wahrgenommen. Unter 57 internationalen Asset Managern landeten wir in einer Analyse der unabhängigen Organisation ShareAction auf Platz zwei. Andere, die medial präsenter sind, finden sich da eher auf den hinteren Rängen.

 

  Von der Theorie zur Praxis: Sie sind an nachhaltiger Geldanlage interessiert?
Hier finden Sie weitere Informationen:

Ausgewählte Fonds

Im Bereich Multi Asset (Mischfonds): Allianz Dynamic Multi Asset Strategy SRI-Familie
Im Bereich Anleihen: Allianz Green Bond 
Im Bereich Aktien: Allianz Global Sustainability

 

  Sollten Ihnen bei den Abstimmungen auf Hauptversammlungen nicht die Interessen Ihrer Kunden, der Anleger, wichtiger sein als der Klimaschutz?

Beatrix Anton-Grönemeyer: Wir entscheiden über jeden Antrag einzeln und publizieren zeitnah auf unserer Webseite, wie wir abgestimmt haben. Bei der Abstimmung müssen wir die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Fokus haben, Klimaschutz und die Interessen der Kapitaleigner stehen da nicht im Widerspruch. Die Erreichung der Klimaziele von Paris wird für uns und die Branche das dominierende Thema der kommenden Jahre und Jahrzehnte sein. Einige institutionelle Investoren wie unsere Muttergesellschaft schreiten mit der Net-Zero Asset Owner Alliance voran und wollen ihr Anlageportfolio bis 2050 komplett dekarbonisieren. Das ist kein einfaches Unterfangen, aber damit entsteht eine gewaltige Hebelwirkung auch im Engagement, und wir wollen unsere Kunden auf diesem Weg unterstützen und erfolgreich begleiten.

 



1ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Gute Unternehmensführung)
2https://de.allianzgi.com/de-de/b2c/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/20190801-allianzgi-zum-drittenmal-in-folge-mit-topnoten-von-pri-ausgezeichnet
3SRI steht für Sustainable and Responsible Investing (Nachhaltige und verantwortungsvolle Geldanlage)

Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Erträge daraus können sinken oder steigen. Investoren erhalten den investierten Betrag gegebenenfalls nicht in voller Höhe zurück. Die dargestellten Einschätzungen und Meinungen sind die des Herausgebers und/oder verbundener Unternehmen zum Veröffentlichungszeitpunkt und können sich – ohne Mitteilung darüber – ändern. Die verwendeten Daten stammen aus verschiedenen Quellen und wurden als korrekt und verlässlich bewertet, jedoch nicht unabhängig überprüft; ihre Vollständigkeit und Richtigkeit sind nicht garantiert. Es wird keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden aus deren Verwendung übernommen, soweit nicht grob fahrlässig oder vorsätzlich verursacht. Bestehende oder zukünftige Angebots- oder Vertragsbedingungen genießen Vorrang. Dies ist eine Marketingmitteilung herausgegeben von Allianz Global Investors GmbH, www.allianzgi.de, eine Kapitalverwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, gegründet in Deutschland; Sitz: Bockenheimer Landstr. 42-44, 60323 Frankfurt/M., Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt/M., HRB 9340; zugelassen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de). Die Vervielfältigung, Veröffentlichung sowie die Weitergabe des Inhalts in jedweder Form ist nicht gestattet; es sei denn dies wurde durch Allianz Global Investors GmbH explizit gestattet. #1152824

Nachhaltige Geldanlage

Coronavirus und Nachhaltigkeit: Was ändert sich?

Menschenkette – Corona und Nachhaltigkeit

Zusammenfassung

Die Coronavirus-Pandemie hat den Blick für zentrale Nachhaltigkeitsthemen wie Einkommensungleichheit, unzureichende medizinische Versorgung und komplexe Lieferketten geschärft. Daher dürfte Nachhaltigkeit in den Investmentprozessen und in der Risikoanalyse der Vermögensverwalter zunehmend an Bedeutung gewinnen. Fünf Aspekte dürften dabei für die Anleger besonders wichtig sein.1

  • Wenn das öffentliche Interesse an einer angemessenen medizinischen Versorgung zunimmt, dürfte die Kostenfrage in den Hintergrund treten, und es ist mit einem umfassenden Umbau der Gesundheitssysteme zu rechnen1 
  • Aufgrund der Verwerfungen im globalen Handel könnten eine lokale Verankerung und kürzere, bessere kontrollierbare Lieferketten wichtiger werden1
  • Unternehmen, die ihre Kunden und Mitarbeiter während der Pandemie proaktiv unterstützen, sollten auch nach der Krise von diesem Verhalten profitieren1
  • Etwaige Rückschritte bei einigen ESG-Themen (vor allem Umwelt und Klimawandel) sollten von kurzer Dauer sein1

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