Thematischer Impuls
Verteidigungsausgaben und Ausblick
Die weltweiten Militärausgaben sind laut Daten des SIPRI zehn Jahre in Folge gestiegen, erreichten 2024 einen neuen Rekordwert und werden derzeit auf 2,7 Billionen US-Dollar geschätzt. Dies entspricht einem realen Anstieg von 9,4% gegenüber dem Vorjahr und stellt das schnellste Wachstum seit mehr als drei Jahrzehnten dar. Die Verteidigungsausgaben belaufen sich derzeit auf etwa 2,5 % des globalen BIP und verzeichnen damit den stärksten jährlichen Anstieg seit mindestens Ende der 1980er Jahre.
Während die Verteidigungsausgaben in den größten Volkswirtschaften der Welt – den Vereinigten Staaten und China – robust blieben, kam es in den letzten Jahren zu den stärksten Steigerungen in Europa und im Nahen Osten, Regionen, in denen geopolitische Spannungen und regionale Konflikte die Aufrüstungsbemühungen beschleunigt haben.
In Europa wurde der rasche Anstieg der Verteidigungshaushalte seit 2022 vor allem durch zwei Faktoren vorangetrieben: durch die Invasion der Ukraine und den wachsenden Druck der USA auf die NATOVerbündeten, einen größeren Teil der kollektiven Verteidigungslast zu schultern. Jüngste Äußerungen von US-Vizepräsident J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz haben diesen Trend noch verstärkt und den Europäern signalisiert, dass Washington stärkere Beiträge zu den operativen und finanziellen Verpflichtungen der NATO erwartet.
Länder wie Deutschland, Polen und Schweden verzeichneten in den letzten Jahren einige der stärksten Steigerungen ihrer Militärausgaben. Deutschland hat beispielsweise eine mehrjährige Aufrüstungsinitiative namens „Zeitenwende” gestartet, während Polen eine der größten Modernisierungsoffensiven in Europa in Angriff genommen hat.
Auch in Asien stiegen die Verteidigungsbudgets im Jahr 2024 weiter an. Chinas Militärausgaben stiegen real um 7,4 % und lagen damit laut dem International Institute for Strategic Studies (IISS) über dem regionalen Durchschnitt von 3,9 %. Der Anstieg spiegelt die langfristigen Modernisierungsziele Pekings und die wachsenden Spannungen in der Taiwanstraße und im Südchinesischen Meer wider.
Mit Blick voraus dürfte die Dynamik der weltweiten Verteidigungsausgaben weiterhin stark bleiben. Die NATO berichtet, dass eine schnell wachsende Zahl von Mitgliedstaaten nun die Benchmark der Allianz von 2 % des BIP erreicht oder übertrifft, wobei mehrere Länder weitere Erhöhungen für 2025 signalisieren. Mittelfristige Prognosen deuten auf einen mehrjährigen Anstieg der Verteidigungsausgaben bis 2028 mit messbaren makroökonomischen Auswirkungen hin.
Ist das Thema trotz des starken Wachstums in den vergangenen Jahren nach wie vor attraktiv für Investitionen?
Mehrere strukturelle und geopolitische Faktoren deuten darauf hin, dass die Verteidigungsindustrie auch 2025 und darüber hinaus ein attraktives Investmentthema bleiben wird.
- Der globale Machtkampf verschärft sich. Die Rivalität zwischen den Vereinigten Staaten und China prägt weiterhin die globale Sicherheits - dynamik und führt zu höheren Verteidigungsausgaben in mehreren Einflussbereichen.
- Die Spannungen zwischen der NATO und Russland bleiben hoch. Beide Seiten haben ihre Militärbudgets in den letzten Jahren deutlich erhöht, wobei die Ausgabenprognosen der NATO weiterhin mit Aufwärtsrisiken behaftet sind, da sich das Bündnis an neue Sicherheitsrealitäten anpasst.
- Regionale Konflikte und Krisenherde bestehen fort. Die anhaltenden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die zunehmenden Spannungen um Taiwan veranlassen die Regierungen zu hohen Investitionen in die Modernisierung und Einsatz - bereitschaft.
- Die Auftragsbestände der Verteidigungsunternehmen sind robust. Viele Unternehmen melden Rekord - auftragsbestände und eine gute Absehbarkeit künftiger Einnahmen, was die anhaltende Nachfrage nach fortschrittlichen Systemen und der Auffüllung von Munitionsvorräten widerspiegelt.Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage begünstigt die Lieferanten. Nach Jahren der Unterinvestitionen hinkt die Angebotsseite immer noch der steigenden Nachfrage hinterher, was Chancen für Unternehmen eröffnet, die ihre Produktion effizient skalieren können.
- Die Branche befindet sich in einem strukturellen und nicht in einem zyklischen Wandel. Im Gegensatz zu anderen Industriezweigen wird die Verteidigungsindustrie derzeit eher von anhaltenden langfristigen Kräften als von Konjunkturzyklen angetrieben.
- Europas Programm zum „Wiederaufrüsten und Wiederaufbau” unterstreicht einen generations - übergreifenden Politikwechsel, da der Kontinent seine Verteidigungshaltung und industrielle Kapazität neu ausrichtet.
Aus Bewertungssicht hat der Sektor in den letzten Jahren bereits eine bemerkens - werte Expansion des Kurs/-Gewinnverhältnisses erlebt. Diese Neubewertung spiegelt die günstigeren langfristigen Aussichten wider, da die Regierungen ihre Verteidigungsausgaben beschleunigen und sich zu mehrjährigen Beschaffungs - programmen verpflichten. Eine größere Vertragssicherheit und Umsatzstabilität stellen einen strukturellen Wandel gegenüber den vergangenen Jahr - zehnten dar, in denen die Verteidigungs - budgets volatiler und politisch einge - schränkt waren.
Mit Blick auf den MSCI Europe Aerospace and Defence Index stellen wir fest, dass die Bewertungen im Vergleich zu vor fünf Jahren deutlich gestiegen sind, wobei dieser Anstieg jedoch durch ein starkes Gewinnwachstum der im Index enthaltenen Unternehmen gestützt wird. Die höheren Multiplikatoren des Sektors scheinen eher durch Fundamentaldaten als durch Spekulationen gestützt zu sein, was auf das Vertrauen der Anleger in Verteidigung als Anlagethema hindeutet.