Hausmeinung von AllianzGI für Q4 2024 mit Strategieempfehlungen zu den Anlageklassen

  • Globale Finanzmärkte an einem Wendepunkt, mit mehreren die Volatilität treibenden Faktoren
  • Aktien: Fokus auf Qualität und Wachstum legen, Asien bevorzugen
  • Anleihen: Staatsanleihen aus Industrieländern – insbesondere aus Großbritannien – und Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern in Betracht ziehen
  • Multi Asset: Gleichgewichtete Anlagen am US-Aktienmarkt bevorzugen und Aktien stärker als Hochzinsanleihen in Betracht ziehen

01.10.2024 | Allianz Global Investors (AllianzGI) hat heute den ‚House View‘-Bericht veröffentlicht, der die Hausmeinung mit Blick auf die Assetklassen-Anlagestrategie für das Jahresschlussquartal 2024 und darüber hinaus wiedergibt. Die Zinssenkung der US-Notenbank im September war zwar erwartet worden, dennoch stellt sie einen Wendepunkt für die Finanzmärkte dar. Denn wenngleich sich hierdurch die Optionen für Anleger nicht über Nacht vollkommen verändert haben, läutet dieser Schritt doch das Ende einer Phase ein, in der überwiegend auf Technologieaktien sowie Bargeld und geldmarktnahe Instrumente gesetzt wurde.

Insgesamt blickt AllianzGI den kommenden Monaten positiv entgegen. Es gilt allerdings, sich bewusst zu machen, dass die Weltwirtschaft in eine Phase mit nicht ausgereiztem Wachstumspotenzial eintritt, in der die Abwärtsrisiken naturgemäß zunehmen werden. Darüber hinaus wird die Geopolitik angesichts der Ereignisse im Nahen Osten und in der Ukraine weiterhin für Volatilität sorgen, mit dem Risiko potenziell abrupter Anstiege bei den Energiepreisen. Zudem stehen die US-Präsidentschaftswahlen vor der Tür, und die Politik des Siegers wird voraussichtlich nachhaltige Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben. Und schließlich besteht die Gefahr von Instabilitäten in der Eurozone, mit potenziellen Auswirkungen auf die Anleihemärkte.

Nach einer Phase relativ ruhiger Märkte – trotz gelegentlicher Volatilitätssprünge – ist AllianzGI der Ansicht, dass Anleger für eine mögliche Rückkehr strukturell bedingter Volatilität im Jahr 2025 vorbereitet sein müssen. Da diese jedoch verschiedene Ursachen haben kann, sollten Investoren nach Ansicht von AllianzGI ihre Positionierung in diesem Umfeld überprüfen.

Aktien-Strategie

Das globale Wirtschaftswachstum verlangsamt sich zwar, dies sollte aber nicht unbedingt als negatives Signal für die Aktienmärkte gewertet werden.

Virginie Maisonneuve

Virginie Maisonneuve, Global CIO Equities, stellt fest:
„Ein Umfeld sinkender Inflation und Zinsen ist positiv für Qualität und Wachstum, und wir gehen davon aus, dass diese Stile in den kommenden Monaten eine Outperformance erzielen werden. Im Jahresschlussquartal 2024 wird es voraussichtlich zu einer gewissen Volatilität kommen – nicht zuletzt aufgrund der US-Wahlen im November. Daher erscheint es aus Anlegersicht sinnvoll, selektiv nach einigen defensiven Optionen zu suchen, um sicherzustellen, dass die Portfolios so ausgewogen wie möglich sind. UK-Aktien sind unserer Meinung nach attraktiv bewertet und sollten von niedrigeren Zinsen und politischer Stabilität profitieren. Bereiche wie Small Caps und Technologie sollten sich in einem Umfeld niedrigerer Zinsen und moderaten Wachstums ebenfalls gut entwickeln. Darüber hinaus bieten Aktien, die mit der globalen Wasserversorgung in Verbindung stehen, derzeit ebenfalls gute defensive Möglichkeiten. Denn sie sind nicht von einem bestimmten politischen Programm abhängig.“

„Unter einer regionalen Betrachtung bevorzugen wir insgesamt weiterhin Asien“, fügt Virginie Maisonneuve hinzu. „Angesichts des jüngsten starken Kursrückgangs in Japan – dem zweitgrößten in der Geschichte – und laufender Strukturreformen präferieren wir derzeit japanische Aktien. Hierfür sprechen auch positive Gewinnrevisionen, Aktien-Rückkäufe und steigende Dividenden. In China scheint sich die Lage auf dem Immobilienmarkt stabilisiert zu haben, was sich durchaus als positiver Katalysator für den Aktienmarkt erweisen könnte. Viele Titel sind derzeit sehr attraktiv bewertet. Die Geopolitik bleibt hier natürlich ein Risiko, da jede potenzielle Ausweitung bestehender Handelskonflikte die Stimmung trüben dürfte. Nichtsdestoweniger sehen wir für das vierte Quartal 2024 ein günstigeres Umfeld für die chinesischen Aktienmärkte. Was Indien betrifft, so gibt es sicherlich einen Bewertungsaufschlag, doch dieser dürfte durch das starke Wirtschaftswachstum mehr als ausgeglichen werden. Sehr robuste indische Fundamentaldaten, insbesondere die günstige Demografie – eine große Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter mit einem Medianalter von nur 28 Jahren – deuten auf einen positiven Wirtschaftsausblick für die kommenden Jahren hin.“

Anleihe-Strategie

Der globale makroökonomische und politische Hintergrund stimmt AllianzGI optimistisch mit Blick auf die Aussichten für Staatsanleihen.

Michael Krautzberger

Michael Krautzberger, Global CIO Fixed Income, kommentiert:
„Wir bevorzugen eine längerfristige Zinsduration in verschiedenen Märkten und sind in Richtung steilere Zinsstrukturkurven positioniert, insbesondere in den USA und der Eurozone. Die Märkte beginnen, ihre Erwartungen für das US-Wachstum zu verringern. Gleichzeitig bleibt das Wachstum in Europa und China schleppend und der Inflationsdruck lässt nach, begünstigt durch sinkende Rohstoff- und Energiepreise. Im Zuge einer möglichen Neubewertung der Lage sehen wir Opportunitäten an den Zinsmärkten, insbesondere wenn in den kommenden Monaten die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung steigen sollte und die Zentralbanken Zinssenkungen vorziehen. Im Falle eines weiteren Rückgangs der Breakeven-Inflationsraten infolge sich auflösender kurzfristige Inflationsrisiken würden wir zudem den Portfolios einen gewissen Inflationsschutz hinzufügen.“

Auch mit Blick auf Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern ist AllianzGI positiv gestimmt. Michael Krautzberger fügt hinzu: „In den Schwellenländern ist die Inflation schneller gesunken als die Zentralbanken die Zinsen gesenkt haben. Damit liegen die realen Renditen dort aktuell auf einem Mehrjahreshoch, was wiederum darauf hindeutet, dass die Zentralbanken genügend Spielraum für weitere Lockerungen haben. Der Beginn des Zinssenkungszyklus der Fed dürfte entsprechenden Maßnahmen in den Schwellenländern erneuten Schwung verleihen. Darüber hinaus hat sich im Laufe des Jahres 2024 der Spread zwischen den Renditen lokaler Anleihen und US-Staatsanleihen stetig ausgeweitet, was Carry-Strategien überzeugende Chancen eröffnet. Und schließlich scheint das Wachstum der Schwellenländer in diesem und im nächsten Jahr robust zu bleiben und deutlich über dem in den Industrieländern zu liegen. All dies spricht unserer Einschätzung nach in den kommenden Monaten für weitere sinkende Renditen von Lokalwährungsanleihen von Schwellenländern.“

Multi Asset-Strategie

Infolge der hervorstechenden Performance der ‚Magnificent Seven‘-Aktien – der sieben großen US-Techkonzerne – ist die Konzentration am US-Aktienmarkt auf dem höchsten Stand seit den 1970er Jahren. Sorgen über einen übergroßen Einfluss dieser Titel macht aus Sicht von AllianzGI einen stärker gleichgewichteten Ansatz am US-Aktienmarkt attraktiv. Denn eine derartige Strategie bietet Diversifizierung und reduziert das Einzeltitel-Risiko.

Gregor M.A. Hirt

Gregor M.A. Hirt, Global CIO Multi Asset, erläutert:
„Das von AllianzGI erwartete Szenario einer sanften Landung der US-Konjunktur spricht aus allokationstaktischer Sicht für ein breiteres Engagement am US-Aktienmarkt. Denn bei einem Soft Landing dürfte sich die Lücke zwischen dem Gewinnwachstum der ‚Magnificent Seven‘ und dem der restlichen 493 Unternehmen des S&P 500-Index verringern. Anleger haben bereits begonnen, dies in den Blick zu nehmen: Seit Mitte Juli hat ein stärker gleichgewichteter Ansatz eine Outperformance erzielt, nach vorhergehenden 18 Monaten des Rückstands. Zweifelsohne birgt eine derartige Anlagestrategie Risiken, da die größten Unternehmen die Erwartungen des Marktes weiterhin übertreffen könnten. Unseres Erachtens werden derartige Bedenken allerdings durch die Reduzierung idiosynkratischer Risiken, eine angemessenere Bewertung und das erwartete Gewinnwachstum mehr als aufgewogen.“

Gregor M.A. Hirt fügt hinzu: „In einem Umfeld grundsätzlich immer noch überschaubarer Risiken bevorzugen wir zudem Aktienmärkte gegenüber Hochzinsanleihen. US-Aktien erscheinen zwar recht teuer, getrieben durch die Wachstumstitel. Dies gilt allerdings nicht für Aktien im Allgemeinen und europäische Titel im Besonderen, zumal wir Substanzwerte gegenüber Wachstumswerten und gleichgewichtete gegenüber marktkapitalisierungsgewichteten Strategien bevorzugen. Zudem haben wir in den USA gesehen, dass hohe Bewertungen länger anhalten können als erwartet. Insgesamt sollte das technische Marktumfeld die Aktienmärkte weiter unterstützen, und AllianzGI sieht Potenzial für weitere Gewinne.“

Hinweis an die Redaktionen

Weitere Informationen finden Sie in unserem detaillierten ‚House View‘-Report.


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E-Mail: vincent.teichmann@allianzgi.com


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