Zins- und Zeitenwende meistern

Ausblick für 2023: Bereit für den Neuanfang

An den Märkten finden gravierende Verschiebungen statt. Geld kostet wieder etwas, und neben Aktien gibt es vielleicht wieder andere interessante Anlagemöglichkeiten. Ist diese Entwicklung als Rückkehr zur „Normalität“ an den Finanzmärkten nach einer langen Phase mit ultraniedrigen Zinsen und geringen Inflationsraten anzusehen, oder beginnt eine ganz neue Ära? Die Märkte passen sich an die neue Situation an und stabilisieren sich – und für die Anleger könnten sich im Jahr 2023 durchaus Chancen ergeben.

Zusammenfassung
  • Hohe Inflationsraten und eine straffere Geldpolitik sind zwei wichtige Ursachen für die weltweite Konjunkturabkühlung. Unseres Erachtens unterschätzen die Märkte immer noch, auf welches Niveau die Leitzinsen letztendlich angehoben werden könnten.
  • Eventuell nähern wir uns dem Punkt, an dem schlechte Nachrichten für die Konjunktur – einschließlich einer bevorstehenden Rezession – als gute Nachrichten für die Märkte anzusehen sind. 2023 könnten sich Gelegenheiten für einen Wiedereinstieg an den Renten- und Aktienmärkten bieten.
  • In dieser „neuen alten Normalität“ ergeben sich möglicherweise Chancen am Fixed Income-Markt, zunächst bei Staatsanleihen und im weiteren Verlauf auch bei Investement-Grade Anleihen.
  • Das kommende Jahr könnte auch der richtige Zeitpunkt sein, um die Portfolios langfristig auf überzeugende Themen wie nationale Sicherheit, Klimaresilienz, Innovation und Nachhaltigkeit auszurichten.

In den folgenden Rubriken finden Sie
die Prognosen unserer Experten für 2023

Stefan Hofrichter

“Falls die Regierungen die Auswirkungen einer Rezession durch fiskalpolitische Impulse abzumildern versuchen, wird die Geldpolitik wahrscheinlich weiter gestrafft.
Bei der derzeit zunehmenden Marktvolatilität könnten aktive Anleger in einer idealen Position sein, um Chancen innerhalb der einzelnen Anlageklassen zu erkennen.“

Stefan Hofrichter

Head of Economics & Strategy

Makro-Ausblick: Rezession am Horizont – rechtzeitig für die Erholung planen

Können wir im Jahr 2023 eine Erholung bei chancenreichen Vermögenswerten erwarten? 2022 mussten die Anleger damit umgehen, dass die Kurse von Aktien und Anleihen gleichzeitig sanken. Das ereignet sich selten, ist aber durchaus schon vorgekommen.1 Nach solchen Verwerfungen kann man mit einer Erholung rechnen. Allerdings wird viel davon abhängen, wie sich Inflationsraten und Zinsen entwickeln und wie schwer die zu erwartende, globale Rezession ausfällt. Vorsicht ist geboten. Dennoch sollten sich im Laufe des Jahres Chancen für die Anleger ergeben, wenn sich die Weltwirtschaft auf die Normalisierung der finanziellen Bedingungen einstellt. Diese „Normalität“ mag sich nach der langen Niedrigzinsphase zunächst seltsam anfühlen.

Strukturelle Faktoren verstärken den Inflationsdruck

Markt und Zentralbanken hatten die Inflationsbeschleunigung ursprünglich einhellig als „vorübergehend“ angesehen und sie als ein Phänomen eingestuft, das auf Lieferkettenschocks infolge der Covid-19-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine zurückzuführen sei. Diese externen Faktoren sind in der Tat wichtige Ursachen für die höchsten Inflationsraten seit Beginn der Achtzigerjahre. Allerdings weisen wir schon lange darauf hin, dass auch strukturelle Faktoren eine Rolle spielen:

  • Übermäßig umfangreiche geldpolitische Impulse nach der globalen Finanzkrise haben die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen angekurbelt und wurden nicht rechtzeitig zur Inflationsbekämpfung zurückgenommen.
  • Die fiskal- und geldpolitischen Unterstützungsmaßnahmen der Regierungen nach der Covid-19- Pandemie haben ebenfalls den Boden für höheren Inflationsdruck bereitet.
  • Eine Reihe struktureller Faktoren wie Deglobalisierung, stärkeres Lohnwachstum und der Kampf gegen den Klimawandel tragen zu längerfristig höheren Inflationsraten bei.
Schätzen die Märkte den künftigen Kurs der Geldpolitik inzwischen richtig ein?

Nachdem die US-Notenbank Federal Reserve („Fed“) erkannt hat, dass eine Straffung der Geldpolitik dringend erforderlich ist, hat sie ihre Zinsen so schnell angehoben wie seit über drei Jahrzehnten nicht mehr. Mit Ausnahme der Bank of Japan sind ihr alle anderen wichtigen Zentralbanken in den Industrieländern gefolgt. Umfang und Tempo der Zinsschritte haben die Märkte wiederholt überrascht, und unseres Erachtens schätzen sie nach wie vor nicht richtig ein, wie stark die Leitzinsen tatsächlich ansteigen werden. Wir rechnen mit weiteren Zinserhöhungen der Zentralbanken, um die Inflation einzudämmen:

  • Damit die Wirtschaft ein neues Gleichgewicht findet, wird die Federal Reserve ihren Leitzins wahrscheinlich deutlich über das „neutrale“ Niveau hinaus anheben. Als „neutral“ gilt ein Niveau, bei dem die Geldpolitik theoretisch weder akkommodierend noch restriktiv ist. Wir setzen dieses Zinsniveau nahe 4% an. Dementsprechend dürfte der Zielkorridor auf 5% oder noch weiter erhöht werden und dort länger verharren als die Märkte bisher annehmen.
  • Auch andere wichtige Zentralbanken werden ihre Leitzinsen wohl stärker anheben als von den Märkten erwartet.
  • Die Inflationsraten gegenüber dem Vorjahr dürften im Jahresverlauf 2023 sinken, nicht zuletzt aufgrund von Basiseffekten: Der Energiepreisanstieg sollte sich verlangsamen. Dies sollte die Zentralbanken jedoch nicht von ihrem Straffungskurs abbringen. Der zugrundeliegende Inflationsdruck dürfte auf absehbare Zeit anhalten.
  • Wie sehen die Wechselwirkungen zwischen Inflation und einer nahenden Rezession aus? Es lässt sich nicht ausschließen, dass die Zentralbanken die Geldpolitik erst einmal nicht weiter straffen, wenn eine Rezession einsetzt. Angesichts der jüngsten Kommentare der Zentralbanken ist dies aber wohl eher ein Risiko- als ein Basisszenario. Falls die Regierungen die Auswirkungen einer Rezession durch fiskalpolitische Impulse abzumildern versuchen, wird die Geldpolitik wahrscheinlich weiter gestrafft.
Unser Konjunkturausblick: Rezession sorgt längerfristig für Gegenwind für chancenreiche Vermögenswerte

Da die Märkte wohl noch nicht eingepreist haben, dass die Geldpolitik auf Kurs bleibt, wird das Umfeld für chancenreiche Vermögenswerte schwierig bleiben. Erste Bewertungsanpassungen sind zwar erfolgt, aber an den Rentenmärkten und am US-Aktienmarkt sind die Kurse unseres Erachtens nach wie vor unattraktiv. Und man bedenke: Die Fed möchte die finanziellen Bedingungen explizit restriktiver gestalten und die Vermögenspreise dämpfen, um die Konjunktur zu verlangsamen. So will die US-Zentralbank die Inflation in den Griff bekommen.

Hohe Inflationsraten und eine restriktivere Geldpolitik sind zwei wichtige Ursachen für die weltweite Konjunkturabkühlung.

  • Die US-Wirtschaft dürfte 2023 in eine Rezession geraten. Aufgrund des robusten Arbeitsmarkts konnte eine „harte Landung“ (also eine deutlichere Konjunkturverlangsamung) bisher vermieden werden. Höhere Finanzierungskosten und der Rückgang der realen verfügbaren Einkommen infolge der hohen Inflationsraten werden die Konjunktur jedoch belasten. Außerdem werden die Unternehmensgewinne langsamer ansteigen, was wiederum die Investitionstätigkeit der Unternehmen dämpft. Zusammengenommen dürften all diese Faktoren letztendlich zu einem Abschwung führen.
  • Europa dürfte schon früher, wahrscheinlich im vierten Quartal 2022, in eine Rezession geraten, insbesondere wegen seiner hohen Abhängigkeit von inzwischen deutlich teureren Öl- und Gasimporten.
  • China hat nicht nur mit strukturellem Gegenwind am Immobilienmarkt, sondern auch mit den Konsequenzen der Null-Covid-Politik zu kämpfen. Letztere hat der chinesische Präsident Xi Jinping in seiner Rede vor dem Parteikongress im Oktober 2022 verteidigt.2

Die Aussicht auf eine solche weltweite Rezession dämpft die Kurse von chancenreichen Vermögenswerten vorerst deutlich. Die Entwicklungen in der Vergangenheit legen nahe, dass die Aktienkurse in der ersten Hälfte der Rezession ihren Tiefstand erreichen und wieder ansteigen, wenn die Anleger erste Anzeichen einer Erholung erkennen. Dasselbe gilt für Anleihen mit einem Renditeaufschlag gegenüber Staatsanleihen. Darüber hinaus sollten die Anleger Risiken für die Finanzmarktstabilität im Blick behalten. In Großbritannien löste der kräftige Anstieg der Renditen für Staatsanleihen im Oktober 2022 eine Pensionsfondskrise aus. Dies hat gezeigt, dass ein Zinsanstieg nach einem jahrelangen Boom an den Märkten für Vermögenswerte zugrundeliegende Risiken für die Finanzmarktstabilität ans Licht bringen kann.

Marktüberschuß kann die Grundlage für mögliche Erholung von Anleihen und Aktien schaffen

Angesichts des oben skizzierten Ausblicks bleiben wir in unseren Fonds vorerst sehr vorsichtig positioniert. 2023 könnten sich jedoch Gelegenheiten für einen erneuten Einstieg an den Rentenund Aktienmärkten bieten. Folgende Wendepunkte könnten interessant sein:

  • Insbesondere Anleihen, aber auch Aktien könnten sich stabilisieren und erholen, wenn die Märkte noch umfangreichere Zinsanhebungen erwarten als erforderlich (Abbildung 1). Dies ist in der Regel zum Ende des Straffungszyklus der Fall.
  • Tendenziell sind die Anleger während einer Rezession besonders pessimistisch. Dann werden sie – ganz wie ein Stehaufmännchen – wieder optimistischer, schieben ihre Befürchtungen beiseite und treiben die Kurse wieder nach oben.
  • Bei der derzeit zunehmenden Marktvolatilität könnten aktive Anleger in einer idealen Position sein, um Chancen innerhalb der einzelnen Anlageklassen zu erkennen. Darauf gehen unsere CIOs weiter unten ein
Abbildung 1: Die Märkte preisen inzwischen weltweit deutlich höhere Leitzinsen ein

Abbildung 1: Die Märkte preisen inzwischen weltweit deutlich höhere Leitzinsen ein

Quelle: Allianz Global Investors Global Economics & Strategy, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Bloomberg. Stand: 20. Oktober 2022.

1 In den USA wurde zuletzt im Jahr 1994 ein gleichzeitiger Rückgang von wichtigen Aktien- und Anleihenindizes verzeichnet. Quelle: Stocks andBonds are Falling in Lockstep at Pace Unseen in Decades, The Wall Street Journal, 3. Mai 2022
2 Quelle: China is sticking to its ‘zero Covid’ policy, New York Times, 16. Oktober 2022

Franck Dixmier

“Die Marktbedingungen sind günstiger für taktische und Relative-Value-Positionierungen, die grenz- und anlageklassenüberschreitende Spreadbewegungen über das Renditekurvenspektrum hinweg nutzen.
Sobald sich die Inflation und die Zinsen in den Kernländern stabilisieren, dürften Anleihen mit Renditeaufschlägen („Spreadprodukte“) bald folgen.“

Franck Dixmier

Global CIO Fixed Income

Fixed Income-Strategie: Ist 2023 ein gutes Jahr für einen Wiedereinstieg an den Märkten?

Nach den geradezu historischen Verschiebungen an den globalen Rentenmärkten stellen sich die Anleger vor allem die Frage, wie sie sich 2023 am Fixed Income-Markt positionieren sollten. Das Makroumfeld bleibt schwierig. Die Kerninflation könnte sich als hartnäckiger denn erwartet herausstellen, auch wenn sich die Gesamtinflation im Zuge einer Konjunkturabkühlung etwas verlangsamen könnte. Dennoch bestehen weiterhin gewisse Risiken. Die Märkte könnten in Bezug auf die Geldpolitik zwei Fehleinschätzungen unterliegen: Erstens könnten sie das Niveau unterschätzen, auf das die Zinsen ansteigen und auf dem sie einige Zeit verharren müssen, um die Inflation zu stabilisieren und zu dämpfen, und zweitens könnten sie unterschätzen, in welchem Umfang die Bestände an Vermögenswerten abgebaut werden müssen, die im Rahmen der quantitativen Lockerungen erworben wurden.

Die Zentralbanken werden derzeit an den Märkten als „Marktmacher an den Rentenmärkten“ oder „fiskalpolitische Underwriter“ der letzten Instanz wahrgenommen, und diesen Ruf werden sie wohl vorerst kaum ablegen können. Wenn die Erwartungen in Bezug auf die Liquiditätsversorgung und den „Vorrang der Fiskalpolitik“ korrigiert werden müssen, dürften die Kurse in den kommenden Monaten immer wieder kräftig schwanken.

Unseren hauseigenen Frühindikatoren zufolge wird das Wachstum der Weltwirtschaft in den kommenden Monaten unter der Trendrate verharren. Eine weltweite Rezession wird immer wahrscheinlicher, da die finanziellen Bedingungen restriktiver werden und die realen Einkommen der privaten Haushalte unter Druck stehen. In den Schwellenländern sind erste Anzeichen für eine Inflationsverlangsamung zu erkennen, und für viele Zentralbanken ist das Ende des Straffungszyklus nahe. Gleichzeitig werden sie von der deutlichen Aufwertung des US-Dollar und dem Rückgang der weltweiten Dollarliquidität in Mitleidenschaft gezogen.

Anlagen, die auf eine Verringerung von Zins-, Spread- und Wechselkursvolatilität abzielen

Der übertriebene Kurseinbruch britischer Staatsanleihen im Oktober 2022 hatte in mancherlei Hinsicht vor allem landesspezifische Gründe. Aber er hat auch gezeigt, dass die Anleger neben „hartnäckiger Inflation“ und „tiefer Rezession“ die „finanzielle Stabilität“ als mögliches Risiko ansehen müssen. Die künftige Entwicklung an den Rentenmärkten ist alles andere als klar; Kennzahlen für die implizite und realisierte Volatilität von Anleihen sind nach wie vor zu hoch und zu instabil, um nennenswerte, eindirektionale Risiken in den Portfolios einzugehen (Abbildung 2). Hier möchten wir einige Überlegungen vorstellen:

  • In der derzeitigen Phase des Zins- und des Kreditzyklus ist die Makrounsicherheit hoch, so dass es wohl nicht an der Zeit ist, das Durations- oder Bonitätsrisiko deutlich zu erhöhen.
  • Die Renditestrukturkurven für Staatsanleihen verlaufen in vielen Fällen recht flach oder sogar invers. Durch den Kauf von kurz laufenden Anleihen können sich die Anleger Renditeerträge sichern, die genauso hoch oder sogar noch höher sind wie diejenigen von langfristigen Anleihen. Kurzfristige Anleihen verringern die Portfoliovolatilität allerdings nicht besonders, da das kurze Ende der Renditestrukturkurven für Schocks anfällig ist, die sich aus einer Neueinschätzung des Endniveaus der Kurzfristzinsen ergeben können.
  • Es könnte sinnvoll sein, kurz laufende Cash Bonds mit derivatebasierten Overlay-Strategien zu kombinieren, um die Zins-, Spread- und Wechselkursvolatilität zu minimieren. Allerdings kosten diese Absicherungsstrategien zunächst Geld und können Performanceeinbußen mit sich bringen.
  • Das Engagement in kurz laufenden Unternehmensanleihen mit geringeren Zinsrisiken lässt sich auch mit Hilfe von variabel verzinslichen Anleihen („floating-rate notes“) erhöhen. Die Renditen von „Floaters“ sind tendenziell niedriger als diejenigen von fest verzinslichen Unternehmensanleihen; damit sie aufholen können, müssen die Zinsen mehrere Male in Folge steigen.
Abbildung 2: Kennzahlen für die erwartete bzw. realisierte Volatilität am Rentenmarkt sind gegenüber ihren jüngsten Höchstständen gesunken, aber immer noch hoch

Realisierte Volatilität (30 Tage, nachlaufend) von globalen Investment Grade-Anleihen und Optionen-implizierte Volatilität (30 Tage Vorlauf) von US-Staatsanleihen.

Abbildung 2: Kennzahlen für die erwartete bzw. realisierte Volatilität am Rentenmarkt sind gegenüber ihren jüngsten Höchstständen gesunken, aber immer noch hoch

Quelle: Bloomberg und ICE BofA-Indizes. Allianz Global Investors. Stand: 31. Oktober 2022. Indexerträge in USD (abgesichert). Kennzahlen für realisierte Volatilität (30 Tage, nachlaufend) annualisiert. IG = Anleihen mit Investment Grade-Rating. l.A. = linke Achse. r.A. = rechte Achse. Auf der rechten Achse wird der Wert des MOVE abgetragen, eines renditekurvengewichteten Index für die normalisierte, implizite Volatilität von 1-Monats-Staatsanleihe-Optionen auf 2-, 5-, 10- und 30-jährige Kontrakte in den kommenden 30 Tagen. Ein höherer MOVE-Wert steht für höhere Optionspreise. Die frühere Wertentwicklung lässt nicht auf zukünftige Renditen schließen. Für mehr Angaben zu den zugrundeliegenden Indizes und wichtige Risikoerwägungen verweisen wir auf die Offenlegungen am Ende des Dokuments. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Indexerträge werden als Nettoerträge dargestellt, in die sowohl die Kursentwicklung als auch ggf. Erträge aus Dividendenausschüttungen eingehen; Gebühren, Maklerprovisionen und sonstige Aufwendungen für Investitionen sind nicht berücksichtigt.

Chancen einer Flucht in sichere Häfen

Inzwischen ist die Inflation der entscheidende Einflussfaktor, nicht mehr das Wachstum. Daraus ergeben sich weitere Chancen für flexible Anleihestrategien, die von Kursdiskrepanzen an den globalen Märkten profitieren können. Die Marktbedingungen sind günstiger für taktische und RelativeValue-Positionierungen, die grenz- und anlageklassen-überschreitende Spreadbewegungen über das Renditekurvenspektrum hinweg ausnutzen.

Einige Zentralbanken sind im Zinsanhebungszyklus weiter fortgeschritten als andere, und es zeigen sich erste Anzeichen dafür, dass sich die Prognosen für die Geldpolitik in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Die Anleger könnten womöglich bald unter strategischen Gesichtspunkten langsam mehr Geld in denjenigen Kernmärkten investieren wollen, die von einer Flucht in sichere Werte profitieren könnten. Dabei handelt es sich um Länder, in denen die Zinsen bereits deutlich angehoben wurden, in denen die realen Renditen für längere Laufzeiten positiv sind und in denen im Vergleich zum wahrscheinlichen neutralen Zinsniveau ein hohes Endniveau der Leitzinsen erwartet wird.

Ungewöhnliche Entwicklungen im Blick behalten

Auch die quantitative Straffung sollte man nicht aus den Augen verlieren. Wenn die Zentralbanken ihre Anleihebestände rascher abbauen, könnte sich die Liquiditätssituation verschlechtern, und längerfristige Anleihen verhalten sich eventuell nicht so, wie es bei einer Flucht in sichere Vermögenswerte zu erwarten wäre

Nach den Turbulenzen am Gilt-Markt sollte man eine andere ungewöhnliche Entwicklung nicht ganz aus dem Blick verlieren. Möglicherweise heben die Zentralbanken zwar die Kurzfristzinsen weiter an, müssen aber quantitative Straffungen verschieben, um die Liquidität am langen Ende der Kurve wieder herzustellen. Dies könnten sie damit begründen, dass Anleihekäufe in einem solchen Umfeld nicht inflationstreibend wirken, weil sie die Kreditvergabe und den Konsum nicht unbedingt ankurbeln. Aber die Renten- und Devisenmärkte könnten das anders sehen und trotzdem unter Druck geraten.

Was nun? Erst einmal Investment Grade-Anleihen

Wenn sich die Inflation und die Zinsen in den Kernländern stabilisieren, sollten Anleihen mit Renditeaufschlägen („Spreadprodukte“) bald folgen. Im Kreditzyklus hat die Wende gerade erst eingesetzt, und die Auswirkungen der sinkenden Konsumnachfrage auf die Unternehmenssektoren sind erst seit Kurzem im vollen Umfang zu erkennen. Im Marktabschwung braucht es in der Regel Geduld; Analysen der Vergangenheit zufolge lohnt es sich gegebenenfalls drei Monate nach Beginn einer Rezession, mehr Kapital in Investment Grade-Anleihen zu investieren. Chancen können sich auch in folgenden Segmenten bieten:

  • Die Renditen von nachhaltigen Anleihen, z.B. grünen Anleihen, die zumeist ein Investment Grade-Rating haben, sind wettbewerbsfähiger geworden. Infolge der Energiekrise dürften langfristig die Nachfrage nach und die Erträge von grünen und sozialen Anleihen ansteigen, auch wenn kurzfristig wieder verstärkt schmutzigere Energiequellen genutzt und Energiepreise gedeckelt werden, um die Lebenshaltungskostenkrise in den Griff zu bekommen.
  • Hochzins-Unternehmensanleihen und Auslandsanleihen von Schwellenländern haben wieder zugelegt, können die laufenden Einnahmen abpuffern und potenziell attraktive langfristige Erträge bieten. Allerdings sind auch die Volatilitäts- und Ausfallrisiken bei solchen Vermögenswerten höher, weshalb ein aktives Management erforderlich ist.

Die Fundamentaldaten sind deutlich besser als vor früheren Rezessionen. Allerdings ist noch nicht klar, wie stark die Zinsen letztendlich angehoben werden und welche Konsequenzen dies für das Wachstum hat. Unser Ausblick spricht nach wie vor dafür, Betapositionen im Fixed Income-Bereich unterzugewichten und diese Untergewichtung allmählich durch Investitionen in Emittenten mit höherer Bonität abzubauen, wobei die Allokation geografisch nicht eingeschränkt werden sollte.

Virginie Maisonneuve

“In nächster Zeit könnte der Punkt erreicht sein, an dem schlechte Nachrichten für die Konjunktur gute Nachrichten für die Aktienmärkte sind. Das heißt: In Zukunft werden die Zinsen wohl höher sein müssen als im vergangenen Jahrzehnt. In der „neuen alten Normalität“ hat Geld wieder seinen Preis.
2023 könnte eine gute Gelegenheit zur langfristigen Ausrichtung der Portfolios sein.“

Virginie Maisonneuve

Global CIO Equity

Equity strategy: adjusting to the “new old normal”

2022 wurden die monetären Bedingungen so rasch gestrafft wie seit 40 Jahren nicht mehr; die Zentralbanken wollten eine „Verankerung“ der Inflationserwartungen wie in den Siebzigerjahren vermeiden. Es hat etwas gedauert, bis die Märkte begriffen haben, wie aggressiv die Zentralbanken vorgehen wollten. Die bisher ergriffenen Maßnahmen tragen jedoch bereits zur Inflationsabkühlung bei und werden das Kapitalmarktumfeld im Jahr 2023 entscheidend beeinflussen.

Die USA können umfangreichere geldpolitische Straffungen besser verkraften als einige andere Länder, weil ihre Wirtschaft vergleichsweise robust ist und sie bei der Energieversorgung resilient sind. Eine so deutliche Straffung der Geldpolitik erleichtert die Inflationsbekämpfung, hat aber auch Folgen für die Weltwirtschaft. Die Nachfrage ist deutlich gesunken, die Rezessionsrisiken sind gestiegen, und die Devisenmärkte und andere Segmente sind unter Druck geraten.

Die Wachstumsaussichten entwickeln sich in den einzelnen Ländern unterschiedlich; in China sind die Wachstumsund Inflationsraten niedrig, und Europa wird durch seine strukturelle Abhängigkeit von russischem Gas in Mitleidenschaft gezogen.

Geopolitische Verschiebungen, Neuausrichtung der Lieferketten und demografischer Wandel erhöhen einerseits die Kosten und bieten andererseits Investitionspotenzial

Das Ökosystem für die Kapitalmärkte dürfte künftig ziemlich anders aussehen als im vergangenen Jahrzehnt. Deflationären Faktoren wie dem Ausbau der globalen Lieferketten, durch die China seine Güter weltweit verkaufen konnte, oder dem reibungslosen Technologieaustausch zwischen Regionen und Ländern stehen künftig neue Hindernisse im Weg. Geopolitische Verschiebungen könnten größere Auswirkungen haben; zu nennen wäre z.B. Chinas Eintritt in eine dritte Entwicklungsphase, in der es anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg und Einfluss als „soft power“ kombinieren will.

Globale Lieferketten werden auf der Grundlage des Vertrauens in andere Länder neu gestaltet, und Produktionsstufen werden ins eigene Land zurückgeholt. Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) werden inzwischen auch außerhalb des Technologiesektors eingesetzt, was zu einer neuen „natürlichen Auslese“ im Wettbewerb führt. Dieses Phänomen wird auch als „digitaler Darwinismus“ bezeichnet. Diese Faktoren führen ebenso wie die Alterung der Bevölkerung zu zusätzlichen Reibungskosten, so dass eine gewisse Untergrenze für die Inflation entsteht.

Darüber hinaus verläuft der Weg zur Energiewende wohl nicht immer gerade und muss wiederholt neu vermessen werden. Das heißt: In Zukunft werden die Zinsen wohl höher sein müssen als im vergangenen Jahrzehnt. In der „neuen alten Normalität“ hat Geld wieder seinen Preis.

2023 könnte eine gute Gelegenheit zur langfristigen Ausrichtung der Portfolios sein

Die Anleger sollten auf folgende Entwicklungen achten:

  • Vorbereitung auf eine mögliche Wende am Aktienmarkt: In nächster Zeit könnte der Punkt erreicht sein, an dem schlechte Nachrichten für die Konjunktur gute Nachrichten für die Aktienmärkte sind – dann nämlich, wenn eine Konjunkturabschwächung die Inflation dämpft. In diesem Falle werden bei einer einsetzenden Rezession die Zinsen eventuell langsamer angehoben und erreichen letztendlich 2023 ihren Höchststand.
  • Gewinnkorrekturen: Die Erwartungen für die Unternehmensgewinne (Abbildung 3) müssen (in einigen Fällen wohl sogar deutlich) sinken, um ein realistisches Abbild des rezessionären Umfelds, der steigenden Lagerbestände, der höheren Inputkosten und Zinsen und des stärkeren USDollar zu geben. Zudem müssen sie an die Tatsache angepasst werden, dass Geld in der neuen Welt wieder etwas kostet. Wachstum lässt sich nicht mehr durch unbegrenzte Schulden finanzieren, und Investitionen müssen höhere Erträge erwirtschaften. Letztendlich ist diese Entwicklung gesund und kann der natürlichen Auslese dienen; gut aufgestellte Unternehmen mit soliden Bilanzen profitierten davon, und manche könnten sogar höhere Einnahmen verzeichnen
  • Volatilität als potenzielle Chance: Veränderungen des geltenden Regimes bringen tendenziell Volatilität und Disruption mit sich. Dies schafft ein günstiges Umfeld für aktives Stockpicking anstelle passiver Investitionen. Anleger sollten die Volatilität im Jahr 2023 dazu nutzen, ihre Portfolios für einen langfristigen Horizont auszurichten. Erstens kann es sich lohnen, mit Multi-FaktorStrategien mit geringer Volatilität eine stabilisierende Basis für die Portfolios zu schaffen. Auf dieser Grundlage kann man dann aufbauen. Zweitens kann es sinnvoll sein, nach qualitativ hochwertigen Value- und GrowthTiteln und Papieren mit regelmäßigen Erträgen zu suchen. Und drittens sind Investitionen in überzeugende, zentrale Themen wie nationale Sicherheit (z.B. Lebensmittel, Energie, Wasser, Cybersicherheit), Klimaresilienz und Innovation (z.B. KI) und Nachhaltigkeit eine Überlegung wert. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) müssen die weltweiten Investitionen in saubere Energien bis 2030 auf rund vier Billionen US-Dollar pro Jahr mehr als verdreifacht werden, wenn die Emissionen bis 2050 netto bei Null liegen sollen.3 Dies sollte entsprechende Verschiebungen bei den Investitionen mit sich bringen: Statt auf Rohstoffen wie Öl und Gas sollte der Schwerpunkt künftig auf erneuerbaren Energien und den dafür erforderlichen Rohstoffen liegen. Die Welt hat bisher noch keine Energiewende dieses Ausmaßes erlebt.
  • Wichtige Signale: Neben der Entwicklung des Inflationsdrucks sollten die Anleger 2023 drei wichtige Signale im Blick behalten: 1) die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt; die US-Notenbank Federal Reserve könnte einen Anstieg der Arbeitslosenquote von 3,5% auf über 4% akzeptieren; 2) die Frage, wie Europa mit der schwelenden Energiekrise umgeht; und 3) etwaige politische Richtungsänderungen in China nach dem Nationalen Volkskongress im März 2023 und dem Wachstumsmodell des Landes.
Abbildung 3: Nach dem deutlichen Anstieg des Gewinns je Aktie im Jahr 2021 sind die Gewinnerwartungen für 2023 und 2024 eher gedämpft und könnten weiter korrigiert werden

Abbildung 3: Nach dem deutlichen Anstieg des Gewinns je Aktie im Jahr 2021 sind die Gewinnerwartungen für 2023 und 2024 eher gedämpft und könnten weiter korrigiert werden

Quelle: Refinitiv Datastream. Stand: 1. November 2022.

3 Quelle: Net Zero by 2050: A Roadmap for the Global Energy Sector, IEA, Oktober 2021

Gregor Hirt

“Unsere Multi Asset-Spezialisten sehen Licht am Ende des Tunnels. Das Fixed Income-Segment sollte sich dabei als erstes erholen.
Insgesamt spricht unser Ausblick für ein flexibles Vorgehen bei der Portfoliokonstruktion, zumal die Anleger die Umstellung von einem Umfeld mit hohen Inflationsraten zu einer Rezession meistern müssen.“

Gregor MA Hirt

Global CIO Multi Asset

Multi Asset-Strategie: Potenzielle sichere Häfen

Die Märkte haben eine schwierige Phase hinter sich. Bei gemischten Portfolios aus Anleihen und Aktien war ein seltenes Phänomen zu beobachten: Beide Segmente entwickelten sich gleichzeitig unterdurchschnittlich. Die Kerninflation bleibt hoch, und der Markt setzt die langfristigen Inflationsraten unseres Erachtens nach wie vor zu niedrig an. Gleichzeitig will die USNotenbank Federal Reserve offensichtlich Finanzvermögen vernichten, um die Nachfrage zu dämpfen. Unsere Multi Asset-Spezialisten sehen jedoch Licht am Ende des Tunnels. Das Fixed Income-Segment sollte sich dabei als erstes erholen:

  • Staatsanleihen, insbesondere US-Staatsanleihen, könnten als erstes Segment wieder Chancen bieten und für Anleger attraktiv erscheinen, die längerfristig Renditen erwirtschaften möchten. Die Anleger werden darauf hoffen, dass sich das historische Muster wiederholt, dem zufolge Staatsanleihen bei einem Rückgang einer hohen Inflation besser abschneiden als andere Anlageklassen.
  • Das bekannte Akronym TINA („there is no alternative“) gilt in Bezug auf Aktien nicht mehr. Umfragen zufolge4 verfügen die Anleger über rekordhohe Bargeldreserven. Manche langfristig orientierte Anleger könnten wieder Geld in Anleihen stecken, wenn die Volatilität am Rentenmarkt abklingt.
  • Bei Investment Grade-Unternehmensanleihen sind wir derzeit lieber vorsichtig. Dies gilt vor allem für Europa, wo der Energiepreisanstieg Rezessionsbefürchtungen ausgelöst hat. Die Renditeaufschläge („Credit Spreads“) könnten weiter ansteigen, so dass sich attraktive Einstiegsmöglichkeiten bieten; erfahrungsgemäß sind solche Ausweitungstendenzen jedoch eher von kurzer Dauer.
Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg am Aktienmarkt hängt von der Rezession ab

Die Bewertungen an den Aktienmärkten sind zwar inzwischen attraktiver, aber dies ist vor allem auf Kurskorrekturen zurückzuführen. Folgende Punkte sind zu bedenken:

  • Die Gewinnerwartungen sind vor allem in den USA nach wie vor relativ hoch, und wir sehen Spielraum für einen Rückgang.
  • An den europäischen Märkten erscheinen die Bewertungen fairer, aber dort besteht das Risiko einer längeren und tieferen Rezession als in den USA. Die Märkte müssen wohl erst noch etwas schwächer notieren, bevor unser Multi Asset-Team optimistischer werden kann.

Es lässt sich einfach nicht vorhersagen, wann der optimale Zeitpunkt gekommen ist. Wenn man von den historischen Daten ausgeht, könnte ein Einstieg in der ersten Hälfte einer Rezession sinnvoll sein, da die Kurse dann tendenziell ihren Tiefstand erreichen. Für die USA prognostizieren wir eine Rezession für 2023. Dies dürfte vor allem dann eintreten, wenn die US-Notenbank ihre Geldpolitik wie erwartet weiterhin aggressiv strafft.

Energierohstoffe bleiben trotz des rezessiven Umfelds weiterhin gut unterstützt

Unter taktischen Gesichtspunkten ziehen wir US-Hochzinsanleihen aufgrund unserer Carry- und Bewertungspräferenzen gegenüber US-Aktien vor (Abbildung 4). Von den einzelnen Sektoren halten wir Energie, das globale Gesundheitswesen und den US-Finanzsektor weiterhin für attraktiv.

Rohstoffe, insbesondere Energie, erweisen sich als resilienter als von vielen Anlegern erwartet. Ein Rezessionsumfeld ist für diese Anlageklasse in der Regel nicht optimal; sie profitiert aber derzeit in ungewöhnlicher Weise vom geopolitischen Umfeld:

  • Der Krieg in der Ukraine dürfte bis weit ins Jahr 2023 hinein anhalten.
  • Investitionen in „braune“ Energien wie Fracking waren in den vergangenen Jahren zu gering.
  • Die Gaspreise sollten durch die Dekarbonisierungsbemühungen unterstützt werden.
  • Die OPEC scheint den Ölpreis in den kommenden Quartalen trotz des Drucks der USA auf Saudi-Arabien hoch halten zu wollen.
Bis zur Stabilisierung des US-Dollar ist Vorsicht geboten

Die Entwicklung des US-Dollar-Wechselkurses dürfte in den kommenden Monaten eine zentrale Rolle spielen. Die Währung ist überbewertet, könnte aber unseres Erachtens noch weiter aufwerten; Analysen haben gezeigt, dass Wechselkurse manchmal längere Zeit überschießen. Der US-Dollar profitiert vor allem von einem relativen Termsof-Trade-Vorteil. Der starke US-Dollar und die nach wie vor hohen Energiepreise könnten sich zusammengenommen als zunehmende Herausforderung für einige schwächere Schwellenländer erweisen. Der Internationale Währungsfonds hat inzwischen Kredite im Wert von 140 Milliarden US-Dollar ausgereicht5 – ein Rekordhöchststand, der auf den Zinsanstieg, die hohen Rohstoffpreise und die globale Konjunkturabkühlung zurückzuführen ist.

Aus einer unterschiedlichen Zinsentwicklung in den verschiedenen Ländern kann sich eine Chance auf attraktive Renditen ergeben; wir bleiben jedoch vorerst vorsichtig und warten auf eine Stabilisierung des US-Dollar. Für Anleger mit einem längeren Investitionshorizont könnten asiatische Hochzinsanleihen attraktiver sein als ihre globalen Pendants.

Insgesamt spricht unser Multi AssetAusblick für ein flexibles Vorgehen bei der Portfoliokonstruktion, zumal die Anleger die Umstellung von einem Umfeld mit hohen Inflationsraten zu einer Rezession meistern müssen.

Abbildung 4: Da sichere Häfen „Aktien als einzige Option” ersetzen, haben US-Aktien unter Value-Aspekten eine absolute und relative Herausforderung

Abbildung 4: Da sichere Häfen „Aktien als einzige Option” ersetzen, haben US-Aktien unter Value-Aspekten eine absolute und relative Herausforderung

Quelle: Bloomberg. Stand: 31. Oktober 2022.

4 Laut der Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern (Bank of America Fund Manager Survey) fiel die Zahl der Anleger, die Aktien übergewichtet haben, im September auf einen Allzeittiefstand. Quelle: „Super bearish“ fund managers‘ allocation to global stocks at all-time low, Bank of America survey shows, Reuters, 22. September 2022
5 Quelle: IMF bailouts hit record high as global economic outlook worsens, Financial Times, 25. September 2022

Matt Toms

“Möglicherweise begrüßen die Märkte es nicht, wenn die US-Notenbank das Zinsniveau auch bei sinkenden Inflationsraten unverändert lässt. In einem solchen Falle können kurzfristige Kursrückgänge Chancen bieten.
Wir rechnen auf längere Sicht mit Kursschwankungen bei chancenreicheren Vermögenswerten, bis die Zinsen ihr Endniveau erreicht haben. Anlagestrategien, die auf gute Bonität und regelmäßige Ausschüttungen setzen, könnten attraktive Erträge erbringen.“

Matt Toms

Global CIO, Voya Investment Management

Gastbeitrag: Voya Investment Management

Einschätzung aus den USA: Wenn die Zinsen ihren Höchststand erreichen, könnte auch die Volatilität wieder sinken

Die Finanzmarktturbulenzen im Jahr 2022 waren zu einem großen Teil auf die Zinsentwicklung zurückzuführen, und daran hatte die US-Notenbank Federal Reserve einen großen Anteil. Rund um die Welt haben die Anleger das Gefühl, dass sie auf einen sehr holprigen Weg geraten sind; sie versuchen, die Stöße so gut wie möglich wegzustecken und sich auf den nächsten Schritt der Fed vorzubereiten. Natürlich muss man sich langfristig orientieren – aber dabei sollte man das Naheliegende nicht aus dem Blick verlieren. Das heißt ganz konkret in der aktuellen Situation:

  • Die US-Konjunktur brummt weiterhin, und eine robuste Konjunktur ist für Verbraucher und Unternehmen gut. Zudem dürfte die Fed einen Rückgang der Inflationsraten und eine deutliche Konjunkturabkühlung verzeichnen wollen, bevor sie die Zinsen senkt. Möglicherweise goutieren die Märkte es nicht, wenn die Fed das Zinsniveau auch bei sinkenden Inflationsraten unverändert lässt. In einem solchen Falle können kurzfristige Kursrückgänge Chancen bieten.
  • Der Konjunkturzyklus ist ein Faktum. Insofern wäre eine moderate US-Rezession im Jahr 2023 keine Überraschung. Die Beschäftigungszahlen könnten etwas schwächer ausfallen (wenn auch wohl nicht so schwach, dass eine Zinssenkung gerechtfertigt wäre), und die Unternehmensgewinne dürften sinken. Diese letztendlich gesunden Entwicklungen könnten die nächste Phase des Zyklus einläuten und dazu führen, dass die Konjunkturabkühlung nicht allzu stark ausfällt – solange es in der US-Wirtschaft nicht zu ernsthaften Ungleichgewichten (Blasen) kommt.
  • In Phasen mit hoher Volatilität haben stetige Kapitalerträge einiges für sich. Daher könnten Fixed Income-Anleger bei geringeren Gesamtrisiken auf höhere Renditen hoffen. Qualitativ hochwertige Papiere, die regelmäßige Ausschüttungen bieten, sind derzeit sehr attraktiv.
  • Die Unternehmensgewinne könnten durchaus sinken, auch wenn das den Finanzmärkten nicht gefällt. Nach dem jüngsten Rückgang der Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) gewinnt die Qualität der Gewinne an Bedeutung. Bisher war die Neubewertung vor allem auf die Zinsentwicklung zurückzuführen, nicht auf Sorgen wegen eines möglichen Abschwungs.
  • Der US-Dollar ist zu einer Hochzinswährung geworden, da die Fed wiederholt versucht hat, die Inflation durch eine restriktive Geldpolitik einzudämmen. Der Dollar sollte auch weiterhin fest notieren. Wenn die langfristigen Zinsen jedoch ihren Höchststand erreichen, könnte eine wichtige Ursache für die Aufwertung des Dollar und die Marktvolatilität wegfallen.
Unsere Ideen für 2023: qualitativ hochwertigere Papiere mit regelmäßigen Ausschüttungen und US-Aktien

Für Fixed Income-Anleger gibt es nach dem Einbruch an den Rentenmärkten einen Silberstreifen am Horizont: höhere Renditen für ein geringeres Risiko (Abbildung 5). Bei AssetBacked Securities (einschließlich gebündelten Auto- und Kreditkartendarlehen) und Mortgage-Backed Securities (besichert durch staatliche Kreditgeber wie Fannie Mae) sind attraktive Renditen bei kurzen Laufzeiten zu bekommen. Auch Investment Grade-Unternehmensanleihen notieren schwächer, so dass die Renditen gestiegen sind. Aufgrund ihrer kürzeren Laufzeiten sind sie weniger schwankungsanfällig. Allerdings bestehen bei Investitionen in Nicht-Staatsanleihen Kreditrisiken, einschließlich des Ausfallrisikos. Und alle Anleihen bringen in gewissem Umfang Zinsrisiken mit sich, die mit der Laufzeit einer Anleihe zunehmen.

Durch Kursschwankungen am Aktienmarkt ergeben sich in den USA sowohl bei Large Caps als auch bei Small Caps Chancen. Größere Unternehmen können tendenziell mit langen Inflationsphasen besser umgehen und verzeichnen stetigere Gewinne; Small Caps handeln dagegen zu einem Abschlag gegenüber Large Caps und könnten sich merklich erholen, sobald sich die derzeit deutlich überverkaufte Lage normalisiert. Bei Investitionen in Aktien kann es natürlich zu Kursschwankungen kommen, wie sich wiederholt gezeigt hat. Dies gilt vor allem für Small Caps, bei denen Kursschwankungen tendenziell größer ausfallen als bei Large Caps. Andere Regionen als die USA erscheinen angesichts der relativen wirtschaftlichen Stärke der USA nicht so attraktiv, auch wenn die Bewertungen dort niedriger sind.

Unser Fazit? Wir rechnen auf längere Sicht mit Kursschwankungen bei chancenreicheren Vermögenswerten, bis die Zinsen ihr Endniveau erreicht haben. Anlagestrategien, die auf gute Bonität und regelmäßige Ausschüttungen setzen, könnten attraktive Erträge erbringen.

Abbildung 5: Ein Silberstreif für Rentenmarkt-Anleger: höhere Renditen für geringeres Risiko

US-Renditen nach Bonität (2012 – 2022)

Abbildung 5: Ein Silberstreif für Rentenmarkt-Anleger: höhere Renditen für geringeres Risiko

Quelle: Bloomberg Index Services Limited und Voya Investment Management. Treasuries repräsentiert durch den Bloomberg US Treasury Index. Renditen nach Bonitätsklassen repräsentiert durch die Bloomberg US Corporate Aa, A und Baa-Teilindizes bzw. die Bloomberg US High Yield Corporate 2% Issuer Cap Ba und B-Teilindizes. Die blaue, gestrichelte Linie gibt die Rendite des US Treasury Index zum 31. Oktober 2022 wieder, die gelbe gestrichelte Linie die Rendite des Bloomberg US Corporate Baa Index yield am 31. Oktober 2022.

Allianz Global Investors und Voya Investment Management (Voya IM) sind eine langfristige strategische Partnerschaft eingegangen. In diesem Zusammenhang wurde das Investmentteam zum 25. Juli 2022 auf Voya IM übertragen und Voya IM wurde zum beauftragten Manager für diesen [Fonds/Strategie]. AllianzGI stellt Voya IM im Rahmen einer Übergangsdienstleistungsvereinbarung weiterhin Informationen und Dienstleistungen für diese Anlage zur Verfügung. Die Zusammensetzung des Teams von Anlageexperten, die Anlagephilosophie und der Anlageprozess haben sich aufgrund dieser Ereignisse nicht geändert. Allianz Global Investors GmbH ist der Manager für den in dieser Präsentation dargestellten Allianz-Fonds und Voya IM ist der Sub-Advisor.

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