Infrastruktur neu denken
Wie Infrastrukturanleger den Sekundärmarkt nutzen können
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Im Private-Equity-Sektor sind Anlagen am Sekundärmarkt schon lange üblich. Dagegen stehen „Secondaries“ im Bereich Infrastructure Equity noch am Anfang – das Segment entwickelt sich aber rasch weiter. Nachdem die Assetklasse Private Infrastructure auf ein Anlagevolumen von über 1 Billion Dollar gewachsen ist und zu reifen beginnt, ist auch bei Infrastructure Secondaries ein starkes Wachstum zu beobachten.
Anlagen am Sekundärmarkt („Secondaries“) entwickeln sich zu einem zentralen Instrument beim Management von Private-Market-Portfolios sowohl für General Partners (GPs) als auch für Limited Partners (LPs). Secondaries umfassen ein breites Spektrum von Transaktionstypen, die darauf ausgerichtet sind, den spezifischen Liquiditäts- und Kapitalbedarf von LPs und GPs zu decken. LPs in Infrastrukturfonds können sich durch Verkauf von Fonds- oder Asset-Beteiligungen auf dem Secondary-Markt Liquidität beschaffen und ihr Portfolio neu ausrichten. Unterdessen streben GPs vermehrt Partnerschaften mit potenziellen Secondary-Käufern an, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, mit denen Liquidität erzielt oder Folgekapital für bereits vorhandene High Conviction-Assets beschafft werden kann. Aufgrund dieser Vorteile sowohl für LPs als auch für GPs werden Secondaries zunehmend als wertvolle Ergänzung zu Private-Markets-Transaktionen angesehen. Dies gilt speziell im heutigen Marktumfeld, in dem sich die Ausschüttungsdynamik in Private-Market-Portfolios aufgrund eines weniger günstigen Umfelds für den Ausstieg abgeschwächt hat. Vor diesem Hintergrund suchen LPs und GPs nach alternativen Möglichkeiten zur Liquiditätsbeschaffung.
Für Käufer stellen Infrastructure Secondaries eine attraktive Anlagemöglichkeit dar, da sie die robusten Merkmale der Assetklasse Infrastruktur mit der spezifischen Dynamik von Secondary-Transaktionen kombinieren. Erstens ermöglichen Secondaries den Käufern, sich in gereifte Portfolios einzukaufen, in denen die Assets potenziell risikoärmer sind und sich bewährt haben. Zweitens ermöglichen solche Transaktionen den Investoren, Marktturbulenzen und individuellen Verkaufsdruck auszunutzen, um sich zu attraktiven Preisen in Infrastrukturanlagen einzukaufen.
Nach Angaben von Preqin könnte das Gesamtvolumen des Secondary-Markts für Infrastruktur bis 2028 stark ansteigen - von 26,7 Mrd. USD auf 158,0 Mrd. USD.1
Infrastructure Secondaries: Spielraum für weiteres Wachstum
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Source: Preqin Pro. Data as of May 2024
Zugangswege deutscher institutioneller Anleger zu Infrastructure Equity
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Source: BAI
Zugangswege deutscher institutioneller Anleger zu Private Equity
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Source: BAI
Laut einer Umfrage des BAI (Bundesverband Alternative Investments) vom Juni 2023 nutzen deutsche institutionelle Anleger verschiedene Wege, um in den Bereich Infrastructure Equity zu investieren. Mehr als die Hälfte der Anleger entscheidet sich dabei für Fonds- und Dachfonds-Investitionen. Während im Bereich Private Equity fast 20 % der Investoren über Secondaries Zugang zu der Assetklasse erhalten2, sind es bei Infrastructure Equity bislang nur 7,5 %.3
Unseres Erachtens ergänzen Infrastructure Secondaries die Private-Market-Portfolios von Anlegern in hohem Maß und dürften zu einem immer wichtigeren Bestandteil der Infrastruktur-Engagements von Investoren werden. Da Secondaries eine unmittelbare Diversifizierung nach Manager, Sektor, Region und Jahrgang ermöglichen, eignen sie sich hervorragend zum Aufbau eines Infrastruktur-Exposures. Dies gilt sowohl für Anleger, die in die Assetklasse neu einsteigen wollen, als auch für solche, die bestehende Engagements ausbauen möchten.
Für institutionelle Anleger, die sich den wachsenden Markt für Secondaries erschließen wollen, kommt es darauf an, mit dem richtigen Manager zusammenzuarbeiten. Auf diesem sich weiterentwickelnden Markt dürften diejenigen Manager erfolgreich sein, die über breite und fundierte Erfahrung im Bereich Private Infrastructure verfügen. Zwar ist ein guter Ruf zur Pflege vielschichtiger Beziehungen im Private-Infrastructure-Segment wichtig, um diese Gelegenheiten finden und sichern zu können. Doch ebenso ist es von Bedeutung, intern über infrastrukturspezifische Expertise zu verfügen, um diese komplexen Investitionen effektiv tätigen zu können. Institutionelle Anleger, die mit dem richtigen Manager zusammenarbeiten, sollten von den Vorteilen profitieren, die Secondary-Investments in der Assetklasse Infrastruktur zu attraktiven Preisen bieten.
1 Infrastructure secondaries pred for rapid growth as GPs enter market (preqin.com)
2 Figure: BAI Fact Sheet Corporate Private Equity, Juli 2023.
3 Figure: BAI Fact Sheet Infrastrukturinvestments (Equity und Debt), Juni 2023.