Nachhaltigkeit erreichen

Vorschau auf COP 28: Temperaturmessung

Ende November werden sich Delegierte aus den meisten Ländern der Welt auf den Weg in die Wüste machen, wo in Dubai die jüngste Sitzung der UN-Klimakonferenz – besser bekannt als COP 28 – stattfinden wird. Auf der dicht bepackten Tagesordnung stehen unter anderem die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitzewellen und die Frage, welche Rolle der Handel bei der Eindämmung des Klimawandels spielen kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • In diesem Jahr sorgen Austragungsort und Leitung der COP 28 für Schlagzeilen.
  • Im Brennpunkt stehen die Finanzierung fossiler Brennstoffe und die Frage, ob es gelingt, den Welthandel neu zu gestalten.
  • Angesichts der sich häufenden Extremwetterereignisse sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die globalen Gesundheitssysteme mit ihrer schon jetzt enormen (und weiter steigenden) Kostenlast eine dringend notwendige Ergänzung auf der Tagesordnung.
  • Biodiversität, Ernährung und der gerechte Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft sind wichtige Themen, die jedoch im Schatten der bereits genannten Themen stehen könnten.

Im Vorfeld der am 30. November beginnenden COP 28 bleiben zwei Eckpunkte der diesjährigen Klimakonferenz umstritten: der Veranstaltungsort Dubai und die Frage, ob der Chef eines Ölkonzerns – Sultan Al Jaber, CEO der Abu Dhabi National Oil Company – einen Klimagipfel leiten sollte. Als mögliches Highlight der Konferenz erhoffen wir uns eine Konkretisierung von Übergangsstrategien. Skeptiker werden die Vereinnahmung der Agenda durch die Interessen der fossilen Energieindustrie jedoch als Hinweis darauf sehen, dass die COP-Konferenzen zu einem Forum für die traditionellen wirtschaftlichen Interessen von Staaten und Unternehmen geworden sind.

calendarEin Jahr nach COP 27

Im November letzten Jahres veröffentlichten wir unseren Rückblick zum COP 27-Gipfel unter der Überschrift „Fortschritt trotz Rückschlägen“.1 Ungeachtet der überwiegend negativen Schlagzeilen wurden auf dieser Konferenz durchaus Fortschritte erzielt und es gab Gründe für Optimismus.

Ähnlich gemischt ging es dann auch im Jahr 2023 weiter. Einerseits dürfte 2023 als das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in die Annalen eingehen, mit immer häufigeren und folgenschweren Unwetterereignissen. Auch ist das Klimathema nach wie vor stark politisiert. Andererseits hat es bedeutende technologische Fortschritte im Bereich der Energieeffizienz und Klimalösungen gegeben, es fließt immer mehr Kapital in nachhaltige Investitionen und umfassende und gezielte Klimagesetze (wie der Inflation Reduction Act in den USA) verändern die allgemeine Wahrnehmung.

calendarFossile Energien verbrennen Geld

Bei all den Berichten über die zusätzlichen Kosten, die den Verbrauchern durch den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien entstehen, gerät leicht aus dem Blick, dass die Regierungen die Kosten für fossile Brennstoffe im Jahr 2022 mit 7 Billionen US-Dollar subventioniert haben - das entspricht 7,1 % des weltweiten BIP.2 Fossile Brennstoffe sind für mehr als 75 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Weltwirtschaft zahlt im Grunde doppelt - einmal für die Finanzierung der Emissionsursache und ein zweites Mal für die Schäden, die durch die Emissionen entstehen. Wir erwarten keine größeren Weichenstellungen im Hinblick auf den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Der Druck zur Umlenkung von Subventionen könnte jedoch erhebliche Auswirkungen auf neue Technologien zur CO2-Abscheidung oder -Speicherung haben. Fortschritte in Bezug auf die Methanemissionen und erneuerbare Energien sind ebenfalls sehr wahrscheinlich.

calendarHitze macht krank

Als erste Klimakonferenz überhaupt wird COP 28 den Zusammenhang zwischen Klimawandel und globalen Gesundheitstrends explizit thematisieren. Das erste globale Treffen der Gesundheitsminister findet in Partnerschaft mit der Weltgesundheitsorganisation statt. Die OECD-Länder geben im Durchschnitt etwa 10 % ihres BIP für die Gesundheitsversorgung aus.3 Der Klimawandel vergrößert Ausmaß und Bandbreite der gesundheitlichen Probleme. Besonders akut sind die die Auswirkungen jedoch für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen.

calendarHandel und Klimawandel

Die Frage, wer den Klimaschutz finanziert und wie dieser finanziert wird, ist ein Dauerthema auf diesen Veranstaltungen. Wir erwarten jedoch, dass Handelsfragen die Diskussionen über die Umgestaltung des Klimafinanzierungssystems um eine neue Dimension erweitern werden. Aus dem Pariser Abkommen wurde der Handel freiwillig ausgeklammert. Er dürfte jedoch ein Schwerpunkt des Thementags Finanzen sein. Durch rechtliche Anfechtungen und handelspolitische Spannungen aufgrund des CO₂-Grenzausgleichssystems (CBAM), mit dem die Europäische Union kohlenstoffintensive Importprodukte besteuert, könnten klimapolitische Maßnahmen wirkungslos bleiben.4 Unterschiedliche klimapolitische Schwerpunkte und der Widerstand der Welthandelsorganisation sind weitere Faktoren. Dieses Thema mag mehr Lärm verursachen als Fortschritt bringen, ist aber wichtig für die Einigung der globalen Volkswirtschaften auf einen neuen globalen Rahmen für die Finanzierung der Klimawende und des Netto-Null-Übergangs.

calendarInnovativer Ansatz für Naturkapital

Für die Biodiversität waren die letzten zwölf Monate von entscheidender Bedeutung: In diesem Zeitraum hat nicht nur die UN-Biodiversitätskonvention ein Global Biodiversity Framework verabschiedet, sondern auch die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures ihre endgültigen Empfehlungen vorgelegt. Außerdem wurden der Beitrag der Natur zur Resilienz von Volkswirtschaften und die diesbezüglichen Risiken allgemein anerkannt. In Anbetracht der offensichtlichen Dringlichkeit könnte die COP 28 die Diskussionen des International Advisory Panel for Biodiversity Credits auf die globale Ebene bringen. Das Gremium wird wahrscheinlich auf Defiziten, Erfahrungen und Best-Practices am Markt für Emissionsgutschriften aufbauen, um die Ausweitung des Marktes für Biodiversitätszertifikate voranzutreiben.

calendarTransformation des Nahrungsmittelsystems

Die Biodiversität führt zum nächsten Schwerpunktthema - der Ernährungssicherheit. Der 10. Dezember ist den Themen Ernährung, Landwirtschaft und Wasser gewidmet, wobei sich die Diskussionen auf Investitionen, Finanzierungsmechanismen, wasserresistente Ernährungssysteme und regenerative Landwirtschaft konzentrieren werden. Angesichts der anhaltenden geopolitischen Spannungen, der unterschiedlichen Auswirkungen der Rückkehr von El Niño und Beschränkungen wie dem jüngst von Indien verhängten Exportverbot für Nicht-Basmati-Reis hat die Weltbank vor einer zunehmend prekären Nahrungsmittelversorgung gewarnt.5 Wir erwarten einen Textentwurf zu einer Transformation des Nahrungsmittelsystems mit dem Ziel eines gerechten Übergangs zu einer nachhaltigen Ernährungssicherheit.

calendarGerechter Übergang – gerade rechtzeitig

Die Vereinten Nationen haben vor kurzem erneut auf die Notwendigkeit einer gezielten finanziellen und technischen Unterstützung für einen gerechten Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft hingewiesen.6 Diese sogenannte „Just Transition“ wurde bereits auf früheren COPs thematisiert. Die zunehmende Häufung und Schwere der Klimaauswirkungen trifft die verletzlichsten Bevölkerungsgruppen jedoch am härtesten. Der Tag der Energie, der Industrie und des gerechten Übergangs wird sich mit den Möglichkeiten einer raschen Dekarbonisierung der Energie- und Industriewertschöpfungsketten bei gleichzeitiger Beschleunigung des Wirtschaftswachstums und Wahrung des sozialen Wohlstands befassen. Es bleibt abzuwarten, wie viele Länder sich den Just Energy Transition Partnerships7 anschließen. Auf alle wird mehr Klarheit zur Struktur und Verwaltung des im letzten Jahr angekündigten Fonds für Verluste und Schäden durch den Klimawandel erwartet.

Es bleibt also spannend.

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