Die Woche voraus:
Markt-Update von Allianz Global Investors

Schleudertrauma für die Wirtschaft?
Werden Präsident Trumps Zölle Amerika wieder groß machen? Warten wir es ab. Vielleicht blufft Präsident Trump und will mithilfe von Drohungen die industrielle Fertigung in die USA zurückholen und die US-Exporte steigern. Vielleicht will er auch Geld einnehmen, um die versprochenen Steuersenkungen bzw. Fortschreibungen von Steuererleichterungen in Höhe von 5–10 Billionen US-Dollar zumindest zum Teil aus Zolleinnahmen zu finanzieren.
Was auch immer der Präsident im Sinne hat – die Anleger erleiden durch den von ihm ausgelösten Handelskrieg gleichsam ein Schleudertrauma. Die Volatilität ist in die Höhe geschnellt, es wird zunehmend über eine Rezession spekuliert, und der S&P 500, der vor gerade einmal sieben Wochen auf einem Rekordhöchststand notierte, bewegt sich in Richtung Baisse. Betrachtet man die Entwicklung an den Devisenmärkten und den Märkten für US-Staatsanleihen („Treasuries“), dann sieht es so aus, als ob die Zölle eher als Wachstums- denn als Inflationsschock wirkten. Der Präsident verschärft seine Handelskrieg-Rhetorik – und der US-Dollar sowie US-Treasuries bewegen sich nach unten. (Vgl. dazu unsere „Grafik der Woche“).
Das ergibt auch Sinn. Bekanntlich führen Zölle zu einem Anstieg der Importpreise. Der US-Wirtschaft könnte es jedoch heutzutage schwerer fallen, das zollbedingte Schleudertrauma wegzustecken, als 2018 – dem Jahr, in dem Trump seinen ersten Handelskonflikt begann.
Damals waren die US-Steuern gerade erst reduziert worden, nämlich im Dezember 2017. Die Unternehmen konnten die höheren Zölle verkraften, weil der Unternehmenssteuersatz gerade von 35% auf 21% gesenkt worden war. Und die privaten Haushalte hatten ein finanzielles Polster, weil der Einkommensteuersatz soeben von 39,6% auf 37% reduziert worden war.
Heute befindet sich die US-Wirtschaft in einer anderen Situation. Sie wird nicht durch erst kürzlich beschlossene Steuersenkungen beflügelt. Niemand in Washington redet ernsthaft davon, dass der Unternehmenssteuersatz erneut um 14 Prozentpunkte gesenkt werden könnte. Die privaten Haushalte stehen bereits unter Druck, wie der Anstieg der Zahlungsausfälle bei Kreditkarten- und Autokrediten belegt.
Anders als 2018 wird der Handelskrieg also in diesem Jahr eher dazu führen, dass die Nachfrage einbricht. Wenn sich die US-Konjunktur abschwächt, könnten wichtige Inflationstreiber stabil bleiben oder ebenfalls schwächer ausfallen (z. B. Löhne, zyklische Konsumausgaben, Hauspreise, Mieten usw.).
Längerfristig könnten die Wahlen zur Mitte seiner Amtszeit 2026 ein wichtiges Thema für Präsident Trump werden. Er möchte, dass die Konjunktur rechtzeitig vor dem Beginn des Wahlkampfs im kommenden Januar anzieht. Insofern könnte sich die derzeitige Volatilität sogar als nützlich erweisen, wenn sie nämlich die US-Notenbank Federal Reserve zu Zinssenkungen veranlasst und den Kongress dazu zwingt, noch größere fiskalpolitische Wohltaten abzusegnen.
In diesem Zusammenhang noch ein Gedanke: Blickt man einmal über die Zollankündigungen und das Schleudertrauma an den Märkten hinaus, könnte die jüngste Kursschwäche des US-Dollar noch ganz andere Folgen haben, nämlich eine De-Dollarisierung. Wenn die Verlässlichkeit der US-Institutionen strukturell abnimmt, sollte das weltweite Kapital ganz von selbst aus den USA abfließen. Und das könnte sich auf den Status des Dollar als Reservewährung der Welt auswirken.
Der US-Dollar und die Treasury-Renditen sind seit Präsident Trumps Amtseinführung gesunken

Quelle: AllianzGI Economics & Strategy; Refinitiv; Stand 8. April 2025
Die Woche voraus
Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten. In einem „normalen“ Jahr würden sich die Anleger in den ersten Aprilwochen üblicherweise auf die Unternehmensgewinne im ersten Quartal konzentrieren. Anhand dieser Zahlen sowie von Wirtschaftsdaten und geldpolitischen Entscheidungen könnten sie sich ein allgemeines Bild von der Marktsituation machen. Dieses Jahr jedoch dürften – jedenfalls wenn man von den jüngsten Ereignissen ausgeht – Zollankündigungen und fiskalische Entscheidungen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
Nichtsdestotrotz stehen wichtige Wirtschaftsdaten an. In China werden am Montag Handelsbilanzdaten veröffentlicht und am Mittwoch Zahlen zur Industrieproduktion, zu den Einzelhandelsumsätzen und zum BIP im ersten Quartal. Außerdem dürften für Anleger in Asien die japanischen Daten zum Handelsbilanzsaldo und zur Verbraucherpreisinflation (Donnerstag bzw. Freitag) von Bedeutung sein.
Auch in Europa gibt es wichtige Zahlen. Am Donnerstag könnte die Europäische Zentralbank ihren Leitzins senken, um das Ihre zur Abmilderung der negativen Auswirkungen des Handelskriegs zu tun. Außerdem stehen die Inflationsdaten für den Euroraum (Mittwoch) und der ZEWStimmungsindex für Deutschland (Dienstag) an. In Großbritannien werden am Dienstag monatliche Beschäftigungsdaten und am Mittwoch die Verbraucherpreisinflation veröffentlicht.
Und in den USA könnten die Anleger ihr Augenmerk auf die schwierige Situation am Wohnungsmarkt richten. Am Mittwoch wird der Index für das Vertrauen der Bauherren veröffentlicht, am Donnerstag stehen Zahlen zu den Baugenehmigungen an. Die Einzelhandelsumsätze (Mittwoch) und die US-Importpreise (Dienstag) dürften ebenfalls interessant sein.
Hoffen wir, dass Ihre Investitionen keinen Schaden nehmen!
Greg