Die Woche voraus:

Markt-Update von Allianz Global Investors

Auf unterschiedlichen Pfaden

Wichtige Zentralbanker in Amerika, Europa und Asien haben gesprochen. Sie sind auf unterschiedlichen Pfaden unterwegs und wollten verschiedene Botschaften aussenden. Die Anleger haben zugehört und sich Ihren Reim darauf gemacht. Was sind die wichtigsten Schlussfolgerungen?

Eine der Hauptbotschaften der Europäischen Zentralbank (EZB) war, dass sie ihre Geldpolitik „in einer guten Position“ sieht. Das Wachstum in der Eurozone liegt nahe an der Normalauslastung. Die Gesamtinflationsrate hat sich in der Nähe des 2%-Ziels eingependelt und der derzeitige Zins liegt in etwa dort, wo die EZB-Entscheider ihn als „neutral“ (also als weder expansiv noch restriktiv) ansehen. Kein Grund also, viel zu ändern, und nichts anderes war im Vorfeld erwartet worden. Für den weiteren Jahresverlauf hatten Anleiheinvestoren vor dem September-Meeting noch mehrheitlich auf eine Zinssenkung gehofft, diese Hoffnung wurde seither nahezu aufgegeben. Daher sind die Anleiherenditen etwas angestiegen und der Euro konnte sich gegenüber dem US-Dollar gut behaupten. Die Hürde für eine zeitnahe Zinssenkung scheint derzeit hoch zu liegen.

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist man auf einem anderen Pfad unterwegs. Die Federal Reserve (Fed) hat wie erwartet ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt, außerdem wurden in den vielbeachteten Projektionen weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Wichtigste Botschaft der Fed: Wir wollen konjunkturellen Abwärtsrisiken vorbeugen, bevor es zu spät ist, und haben große Zuversicht, dass dies auch funktionieren wird. Denn weder ein gravierender Anstieg der Arbeitslosenrate noch ein Abflachen des Wachstumspfades wird in den eigenen Konjunkturprognosen für 2026 vorhergesehen. Hauptproblem der US-Notenbank bleibt die zähe Inflation. Die Fed muss darauf hoffen, dass sich die zollbedingten Preiserhöhungen in Grenzen halten und sich spätestens nach einem Jahr basiseffektbedingt wieder aus den Zahlen verflüchtigen werden. Obendrein kommt die unterliegende Dienstleistungsinflation, die weiter mit über 3% im Jahresvergleich zulegte. Vor allem aufgrund der Inflation bleibt der US-Zinsausblick unsicher. Anleger rechnen für die nächsten zwölf Monate mit etwa vier weiteren Zinsschritten à 25 Basispunkten. Wenn man bedenkt, dass nur wenige Marktteilnehmer eine größere Wachstumsschwäche vorhersehen, erscheint dies als ein sehr zuversichtliches Szenario.

Schaut man nach Asien, so befindet sich die Bank of Japan (BoJ) wiederum auf einem anderen Weg. Sie hat die Leitzinsen konstant gehalten. Allerdings gab es Abweichler, die eine Erhöhung befürwortet hätten. Eine solch seltene Konstellation hat in Vergangenheit anstehende Zinserhöhungen signalisiert. Entsprechend wären Anleger nicht überrascht, wenn sich die BoJ bis zum Jahresende noch zu einem Erhöhungsschritt um 25 Basispunkte durchringen könnte. Zudem hat die BoJ angekündigt, ihre im „Quantitative Easing“-Zeitalter aufgebauten Aktien- und Immobilienbeteiligungen abzubauen, allerdings in so winzig kleinen Schritten, dass dies die Märkte kaum beeinflussen dürfte.

Geldmärkte sehen für die kommenden Monate unter schiedliche Zinspfade für die wichtigsten Zentralbanken voraus

Quellen: AllianzGI Global Economics & Strategy, Bloomberg, Datenstand 23.9.2025

Die Woche voraus

Kulminationspunkt der Makro-Daten in der kommenden Woche dürfte der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag sein. Zuletzt hatten US-Arbeitsmarktzahlen zur Schwäche geneigt, alarmierend schwach waren die Daten in der Gesamtheit aber noch nicht. Eine schwache Verfassung des Arbeitsmarktes dürfte Wachstumssorgen verstärken, ein unerwartet starker Arbeitsmarkt könnte die Zinssenkungsfantasien der Marktteilnehmer beeinträchtigen. Ein „Mittelding“ dazwischen könnte von vielen Marktteilnehmern als ausreichend gut empfunden werden. Daneben gibt es im Wochenverlauf einige beachtenswerte sentimentbasierte Datenpunkte, beispielsweise am Montag die Geschäftsklima-Erhebungen der EU-Kommission, am Dienstag das US-Verbrauchervertrauen des Conference Boards oder am Mittwoch die quartalsweise erhobene Tankan-Umfrage in Japan. Außerdem werden vor allem am Mittwoch und Freitag für viele Länder die finalen Einkaufsmanagerindizes für den September vermeldet.

Nach den Sitzungen der wichtigsten globalen Zentralbanken scheinen die Anleger derzeit einen Moment des Durchatmens gut gebrauchen zu können. Die angenommenen Schwankungsbreiten für die Märkte, die sich aus Volatilitätsindizes ablesen lassen, sind weiter gering. Risikoappetit scheint vorhanden, gemäß den Positionierungsstatistiken der Deutschen Bank sind viele Portfolios aber noch nicht übermäßig stark in risikobehafteten Assetklassen wie Aktien positioniert.

Haben Sie eine schöne Woche, womöglich auf ganz unterschiedlichen Pfaden.

Ihr

Stefan Rondorf

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