Unser Ausblick für 2020: Mit nachhaltigen Strategien durch volatile Märkte
Für 2020 rechnen wir mit einem Hin und Her zwischen Risikofreude und Risikoscheu („Risk-on/Risk-off“), wenn die Märkte schwaches Wirtschaftswachstum, niedrige Zinsen und erhöhte politische Unsicherheit einpreisen. In diesem Umfeld könnte es sich auszahlen, auf aktives Risikomanagement zu setzen (anstatt sich mit volatilen Indexrenditen zu begnügen) und einen Blick über den Benchmark-Tellerrand hinaus auf nachhaltige und themenbezogene Investments zu richten.
Die US-Präsidentschaftswahlen 2020 werden von Anlegern weltweit mit Spannung verfolgt, da der Wahlausgang weitreichende Auswirkungen auf Märkte und Politik des kommenden Jahrzehnts haben wird. Sollte Präsident Trump ein mögliches Amtsenthebungsverfahren überstehen und wiedergewählt werden, gehen wir mit Blick auf die Märkte von einer Fortsetzung des Status Quo aus. Sollten die Demokraten die Wahl für sich entscheiden, rechnen wir mit insgesamt rückläufigen Kursen und Gewinnen, da die Äußerungen führender Präsidentschaftsbewerber der Demokraten auf schrumpfende Unternehmensgewinne durch Steuererhöhungen hindeuten. Einige Bewerber des Kandidatenfelds haben zudem bestimmte Branchen ins Visier genommen, etwa mit Forderungen nach einer gesetzlichen Krankenversicherung für alle („Medicare for all“), einer stärkeren Regulierung von Technologie- und Social Media-Konzernen sowie nach einem höheren gesetzlichen Mindestlohn.
Einer der wichtigsten Faktoren bei früheren Präsidentschaftswahlen war der Zustand der US-Wirtschaft. Nach dem Abklingen der von Präsident Trump gesetzten fiskalpolitischen Impulse hat sich die Wirtschaftsdynamik bereits abgeschwächt. Nach unserer Einschätzung steigt das Risiko, dass die Wirtschaft in den kommenden 12–24 Monaten in eine Rezession abgleitet, womöglich gegen Ende 2020, wenn die US-Wähler zum Urnengang aufgerufen sind.
Daneben beobachten wir zunehmende Sorgen bezüglich der Liquidität des US-Dollars – ein Thema, über das bislang wenig gesprochen wird, das jedoch die globalen Kapital- und Investitionsströme stark beeinträchtigen könnte. Die US-Dollar-Liquidität hat sich im Jahresverlauf 2019 spürbar verschlechtert, nachdem die Fed ihre Bilanz im Rahmen ihrer „quantitativen Straffung“ (Abbau der Anleihebestände) verkürzte. Die Liquiditätslage verbesserte sich, als die Fed intervenierte und den Banken mittels Repo-Geschäften kurzfristig zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellte. Dies zeigt, dass die Märkte ein überraschend hohes Volumen an US-Dollar zur Finanzierung und zur Unterstützung von Devisen-Swaps benötigen. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist der US-Dollar an 88 % aller Devisentransaktionen beteiligt, und die Dollar-Nachfrage ist weiterhin höher als es die Liquiditätsreserven des US-Bankensystems zulassen.
In der Vergangenheit haben sich US-Aktien im letzten Amtsjahr eines US-Präsidenten gut entwickelt, wenn auch nicht so gut wie im dritten Amtsjahr.
Wertentwicklung des S&P 500 nach dem Amtsjahr des US-Präsidenten (seit 1936)
Quellen: FactSet, AllianzGI; Stand der Daten: September 2019
Seit einigen Jahren baut China seine auf den Export von Industriegütern ausgelegte Ökonomie zu einer dienstleistungs- und konsumorientierten Volkswirtschaft um. Für die chinesische Wirtschaft ist diese „Neuausrichtung“ einschneidender als der Handelskonflikt mit den USA. Im bisherigen Jahresverlauf 2019 hat sich das Wachstum spürbar verringert. Ungeachtet des Trends zur Deglobalisierung ist die globale Wirtschaft weiterhin eng vernetzt, und so haben auch die Probleme Chinas ihren Anteil am mageren Wachstum der Weltwirtschaft, was große Exportländer wie Deutschland, Japan und Südkorea in Gestalt schwächerer Nachfragedynamik zu spüren bekommen. Die Regierung in Peking scheint entschlossen, ihre Maßnahmen lediglich so zu dosieren, dass die chinesische Wirtschaft auf Kurs bleibt und ein Wachstum von 5–6 % gehalten wird. Im kommenden Jahr werden im Rahmen des Fünfjahresplans 2020–2025 neue Wachstumsziele verkündet. Trotz des schwelenden Handelskonflikts und des anhaltenden „technologischen Kalten Krieges“ wird China an seiner industriepolitischen Strategie „Made in China 2025“ festhalten, um durch Steigerung der Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Robotik und anderen Hochtechnologiesektoren in den Kreis der weltweit führenden Nationen aufzusteigen. Wir rechnen damit, dass China seine Investitionen in Gesundheits- und Technologiebranchen massiv ausweiten wird, um die Abhängigkeit von westlichen Zulieferern zu verringern. Durch Investition in A-Aktien (ausländischen Anlegern zugängliche Aktien chinesischer Unternehmen, die an den Festlandsbörsen Shanghai und Shenzhen gehandelt werden) können Anleger an der Entwicklung in diesen Bereichen partizipieren.
Wachsende Abhängigkeit der chinesischen Wirtschaft von Hochtechnologiebranchen
Bedeutung von Hochtechnologiebranchen für die Wertschöpfung sowie Abhängigkeit Chinas vom verarbeitenden Gewerbe; die Größe der Kreise entspricht dem jeweiligen Volumen der inländischen F&E-Ausgaben
Quelle für die Daten zum verarbeitenden Gewerbe: Allianz Global Investors Economics & Strategy; Europäische Handelskammer in China: China Manufacturing 2025 (Stand der Daten: März 2017). Die Größe der Kreise entspricht den jährlichen inländischen Bruttoausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) des jeweiligen Landes (Quelle: OECD; Daten per 2017, mit Ausnahme von Irland (2016), Portugal (2018) und Schweden (2018).
Europa steht vor einem schwierigen Jahr. Die Politik dürfte für zahlreiche Schlagzeilen sorgen, nicht zuletzt angesichts politischer Spannungen in Ländern wie Spanien und Italien. In den Kernländern der Europäischen Union (EU) wächst derweil die Sorge über Negativzinsen und weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank. Angesichts anhaltend negativer Renditen müssen sich europäische Anleiheinvestoren auf der Suche nach auskömmlichen Erträgen anderswo umsehen, etwa in den USA oder in Asien – und vielleicht auch bei den wenig geliebten (aber renditestärkeren) Aktien. Da Europa die Spätphase des Konjunkturzyklus durchläuft, dürfte sich an den europäischen Märkten das „Risk-on/Risk-off“-Muster fortsetzen; die von Anlegern vergleichsweise stiefmütterlich behandelten Aktien der Region könnten eine attraktive, gegen den Marktkonsens gerichtete Anlagemöglichkeit darstellen. Das Abwenden eines „ungeordneten“ Brexit könnte zum Abbau wirtschaftlicher Unsicherheit in Europa beitragen und es der EU ermöglichen, ihre eigene Agenda voranzutreiben und mit Blick auf die schwächelnde Weltwirtschaft auch den EU-Binnenmarkt zu fördern.
Seit sich die Briten im Frühsommer 2016 in einem Referendum für den Austritt aus der EU ausgesprochen haben, beschäftigt der Brexit die britische und europäische Politik. Mit jeder weiteren Verschiebung des Austritttermins würden wahrscheinlich weitere Unternehmensinvestitionen auf Eis gelegt. Und auch das britische Pfund dürfte sensibel auf die Details der Brexit-Lösung reagieren. Sollte die britische Währung drastisch an Wert verlieren, könnten darunter – angesichts der Bedeutung des Landes als Exportmarkt – große Exportnationen leiden (u. a. Deutschland mit seiner exportorientierten Automobilindustrie). Selbst wenn nach den britischen Parlamentswahlen im Dezember 2019 ein Brexit-Deal Anfang 2020 zustande käme, blieben weiterhin viele offene Fragen über die zukünftigen Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich – auch wenn dieses Szenario letztlich positiv für britische und ausländische Anleger wäre, die um Großbritannien aufgrund der jahrelangen Unsicherheit einen großen Bogen gemacht haben. Die britischen Märkte könnten zur Erholung ansetzen, wenn bislang zurückgehaltene Investitionen nachgeholt werden, auch wenn viele Anleger mit Blick auf die spätzyklische Phase der britischen Wirtschaft nicht sonderlich optimistisch sind.
Für den Asien-Pazifik-Raum (ohne China) erwarten wir ein insgesamt akzeptables Wirtschaftswachstumspotenzial, insbesondere, da Indien und Indonesien mit Wirtschaftsreformen und neuen Investitionsprogrammen für Impulse sorgen. Der Großteil der Region leidet allerdings unter den Verwerfungen im Zuge von Handelskonflikten – zum einen zwischen den USA und China, mittlerweile aber auch zwischen Japan und Südkorea. Japan hat sich bis heute nicht von der Finanz- und Wirtschaftskrise nach dem Platzen der Immobilienblase 1990 erholt. Das Land leidet seit 30 Jahren unter niedrigen Zinsen, schwachem Wachstum und geringer Inflation – und diese „Japanifizierung“ könnte auch Europa und möglicherweise den USA drohen. Insgesamt rechnen wir damit, dass die asiatischen Volkswirtschaften weitere Anstrengungen zur Diversifizierung unternehmen werden, um ihre Abhängigkeit vom Handel mit China und den USA zu verringern. Für Anleger könnte sich ein Blick auf potenzielle Wachstumsbereiche lohnen, etwa in der südkoreanischen Kosmetikbranche, im thailändischen Tourismus- und Gesundheitssektor, im philippinischen Dienstleistungssektor und im vietnamesischen Technologiesektor.
Die Anleiherenditen in Deutschland und den USA entwickeln sich seit der Finanzkrise ähnlich wie ihre japanischen Pendants nach 1993
Renditen 10-jähriger Staatsanleihen: USA und Deutschland ab 2007 (Beginn der Finanzkrise); Japan ab 1993 (erste Rezession nach dem Platzen der japanischen Immobilienblase)
Quelle: Refinitiv; Stand der Daten: 01.11.2019
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