Warum Technologie-Anleger China und die Fed im Auge behalten sollten

Dieser Artikel stammt von Christian McCormick, Senior Client Portfolio Manager, Voya Investment Management*

Ungeachtet der jüngsten Schlagzeilen zu verfehlten Gewinnprognosen mehrerer „Big Tech“-Unternehmen haben sich Aktien im Oktober gut gehalten. Das geopolitische und makroökonomische Umfeld sowie unternehmensspezifische Faktoren sprechen jedoch für einen selektiven Ansatz bei Tech-Investments.

Das Wichtigste in Kürze
  • Obwohl die Quartalszahlen mehrerer „Big Tech“-Unternehmen hinter den Erwartungen zurückblieben, ist die Berichtssaison für US-Unternehmen insgesamt gut gelaufen. 
  • Bis der makroökonomische Ausblick klarer wird, sollten sich Anleger auf eine anhaltende Volatilität und Ungewissheiten in Bezug auf die Ertragslage der Unternehmen einstellen. 
  • Neue US-Beschränkungen für die Lieferung von Halbleitertechnologie nach China könnten für weitere Volatilität sorgen. Am stärksten dürften davon jedoch in China notierte Unternehmen betroffen sein. 
  • Angesichts der bedeutenden geopolitischen und makroökonomischen Faktoren, mit denen wir es derzeit zu tun haben, sollten Anleger keine zu starken Verbindungen zwischen allgemeinen Markttrends und Nachrichten zu einzelnen Unternehmen sehen. 
Die Volatilität an den Aktienmärkten überschattet die insgesamt positiven Trends

Der Oktober war ein volatiler, aber insgesamt positiver Monat für US-Aktien. Die nicht abreißende Flut an Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und einzelnen Unternehmen führte zu starken Kursturbulenzen. Insgesamt hielten sich die globalen, US-amerikanischen und europäischen Aktienmärkte in lokaler Währung jedoch gut. 

Selbst der technologielastige Nasdaq 100 Index hatte einen soliden Oktober. Mehrere TechSchwergewichte aus den USA enttäuschten mit der Veröffentlichung von Quartalsergebnissen, die hinter den Konsenserwartungen zurückblieben. Die Gesamtbilanz der bisherigen Berichtssaison ist jedoch positiv. 

Von den Unternehmen im S&P 500 hat etwa die Hälfte im Oktober über ihre Quartalsergebnisse berichtet. In 70% der Fälle wurden die Erwartungen oder Prognosen übertroffen.1 Angesichts der hohen Inflation und des schwächeren Wirtschaftswachstums ist das ein Beleg für Resilienz. Die guten Unternehmenszahlen dürften der Haupttreiber der positiven Marktperformance im Oktober gewesen sein. Bis der makroökonomische Ausblick klarer wird, rechnen wir jedoch mit einer anhaltenden Volatilität und hohen Ungewissheiten in Bezug auf die Ertragslage der Unternehmen.

China sorgt wieder für Schlagzeilen

In China ist unlängst der 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas zu Ende gegangen und chinesische Aktien standen zuletzt unter Druck. Im Nachgang des Parteitags kam es über alle Börsenplätze hinweg zu erheblichen Kursverlusten chinesischer Aktien, wobei A-Aktien, in Hongkong notierte Aktien und US-ADRs besonders betroffen waren.2 Der Parteikongress hielt zwar keine Überraschungen in Bezug auf die Wahl von Präsident Xi Jinping oder wichtige politische Initiativen bereit. Mit dem Maß, in dem treue Gefolgsleute des Präsidenten auf Kosten von Reformern in Machtpositionen gebracht wurden, hatten die Märkte jedoch nicht gerechnet. Damit erübrigten sich auch alle Erwartungen an eine kurzfristige Lockerung der „Null-Covid“-Politik, die der chinesischen Wirtschaft in diesem Jahr zu schaffen gemacht hat.  

In den USA hat die Biden-Regierung neue Exportbeschränkungen für Halbleitertechnologie mit zwei wesentlichen Komponenten erlassen: 

  • Beschränkungen des Zugangs chinesischer Unternehmen zu hochmodernen Halbleitern, die in Supercomputern und für künstliche Intelligenz eingesetzt werden, sowie zu den für die Chipproduktion notwendigen Geräten. 
  • Außerdem haben die USA weitere chinesische Unternehmen auf ihre „Unverified List“ – eine Art Beobachtungsliste als Vorstufe für mögliche härtere Maßnahmen – gesetzt. 

In der Vergangenheit haben die USA versucht, bei der Halbleitertechnologie einen Vorsprung von zwei Generationen gegenüber China zu wahren. Die neuen Beschränkungen richten sich jedoch ganz klar gegen Chinas im Rahmen der „Made in China“-Strategie ausgelobte Ziel einer High-Tech-Führungsrolle im Halbleiterbereich. Sie sollen das Land im Rennen um die Marktführerschaft bei den kleinsten Chips noch weiter zurückwerfen. 

Die neuen US-Sanktionen könnten zu zusätzlichen Kursschwankungen im Tech-Sektor führen, solange die Märkte die Auswirkungen auf einzelne Unternehmen verdauen. Indirekt könnte sich dies auf die gesamte Branche auswirken. Am heftigsten dürfte es aber die in China notierten Titel treffen. 

Das wirtschaftliche Umfeld ist bestenfalls mau

Die Märkte stehen weiterhin im Bann der Zinspolitik der Zentralbanken. 

Die US-Notenbank (Fed) setzt ihren Straffungskurs fort, obwohl mehrere Fed-Vertreter zuletzt Andeutungen in Bezug auf eine mögliche Verlangsamung der Zinserhöhungen gemacht haben. Es wird zunehmend erkannt, dass in der Regel einige Zeit vergeht, bis sich Zinserhöhungen in der Wirtschaft bemerkbar machen. Auch die Liquiditätsversorgung bereitet den Finanzmärkten zunehmend Sorge. Die meisten Anleger rechnen jetzt damit, dass die Fed die Zinsen bei der letzten diesjährigen Sitzung ihres Offenmarktausschusses noch einmal um 50 Basispunkte anhebt, bevor sie eine Zinspause einlegt.

Die Inflation ist nach wie vor hoch, was aber auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen ist. Die Zahlen vom Arbeits- und Immobilienmarkt sowie zu anderen Bereichen der Wirtschaft zeichnen ein gemischtes Bild: 

  • Trotz des bereits angespannten Arbeitsmarktes lagen die Beschäftigungszahlen in den USA zuletzt weiter über dem Trend, was den Inflationsdruck erhöht. Die Verbraucherausgaben für Dienstleistungen sind hoch. 
  • Die Rohstoffpreise sind trotz eines leichten Anstiegs im Oktober immer noch weit von ihren im Sommer verzeichneten Höchstständen entfernt. 
  • Wie der deutliche Rückgang der Frachtraten und Staus in Häfen zeigt, hat sich die Lage in den globalen Lieferketten entspannt. Im Hafen von Los Angeles warteten Ende Oktober nur vier Frachtschiffe auf das Entladen, verglichen mit einer Rekordzahl von 109 im Januar.3
  • Am US-Immobilienmarkt hat ein starker Abschwung eingesetzt, der auf die Gesamtwirtschaft übergreifen könnte. 
Fazit: Anleger müssen gut zwischenunternehmensspezifischen Nachrichten undübergeordneten Themen abwägen

Trotz heftiger Rückschläge für mehrere Indexschwergewichte aus den USA haben sich Aktien im Oktober gut behauptet. Anleger müssen die unterschiedlichsten Markteinflüsse einordnen. Angesichts der geopolitischen und makroökonomischen Faktoren, mit denen wir es derzeit zu tun haben, würden wir jedoch davor warnen, zu starke Verbindungen zwischen allgemeinen Markttrends und Nachrichten zu einzelnen Unternehmen zu sehen. 

1 Quelle: Bloomberg SP 500 Positive Surprise Index. Stand der Daten: 28. Oktober 2022. 
2 Quelle: Bloomberg. A-Aktien dargestellt durch den CSI 300, in Hongkong notierte Aktien durch den Hang Seng Index, ADRs durch den MSCI China ETF. Stand der Daten: 28. Oktober 2022 
3 Quelle: Wall Street Journal, 21. Oktober 2022. 

*Allianz Global Investors und Voya Investment Management (Voya IM) haben eine langfristige strategische Partnerschaft abgeschlossen. In diesem Zusammenhang wurde das Investmentteam mit Wirkung vom 25. Juli 2022 zu Voya IM transferiert und Voya IM wurde delegierter Manager. AllianzGI stellt Voya IM im Rahmen einer Übergangsvereinbarung weiterhin Informationen und Dienstleistungen zur Verfügung.

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