Aber wie wäre es, wenn erst gar kein Müll produziert würde?

Eine Lösung für das Problem der Plastikverpackungen könnte helfen, eine der größten Abfallquellen der Welt zu beseitigen:

• Plastikverpackungen sind billig und praktisch – haben aber eine Lebensdauer von im Schnitt nur sechs Monaten und werden zu lediglich rund 14% recycelt.¹
• Aufgrund zusätzlicher Wertverluste während der Sortierung und Wiederaufbereitung kommen nur etwa 5% der Plastikverpackungen in neuen Verpackungen erneut zum Einsatz. Die übrigen 9% werden größtenteils für geringwertigere Anwendungen verwendet. Durch diesen hohen Abfallanteil summieren sich die volkswirtschaftlichen Verluste Jahr für Jahr auf 80 bis 120 Mrd. Dollar.²
• Plastikverpackungen sind für Treibhausgasemissionen und andere Umweltprobleme verantwortlich, die einen jährlichen Schaden von fast 40 Mrd. USD verursachen.³

Nachhaltige Verpackung kann eine Lösung sein – und eine Anlagechance

Da nur ein geringer Anteil der verwendeten Kunststoffprodukte letztlich recycelt wird und es schwierig ist, Plastik mehr als einmal zu recyceln, stellt das Kunststoffrecycling alleine keine tragfähige Grundlage einer Kreislaufwirtschaft dar. Auch lässt sich der Konsum (und damit der Verpackungsbedarf) ohne eine drastische Verlangsamung der Weltwirtschaft nicht ausreichend reduzieren. Durch die Fokussierung auf nachhaltige Verpackungslösungen dagegen wäre eine effektive Begrenzung des Plastikmülls möglich.

Was also ist nachhaltige Verpackung?

Nichts weniger als die Neuerfindung aller Aspekte der Warenverpackung entlang der gesamten Lieferkette – vom Design über den Transport bis hin zum Konsum. Ziel ist eine Verringerung des Abfallaufkommens und Maximierung der Effizienz bei minimalen negativen Nebeneffekten. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Aber wenn sich Investoren und Unternehmen gemeinsam für eine Lösung engagierten, hätte das enorm positive Auswirkungen.

Die Entwicklung eines nachhaltigen Verpackungsmodells würde auch auf mehrere der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) einzahlen, mit denen sich die Weltgemeinschaft zu einer saubereren Zukunft für unseren Planeten verpflichtet hat.

• SDG 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion) legt den Fokus auf eine Verringerung des Abfallaufkommens durch Prävention und das „Reduce, Reuse, Recycle“-Konzept (Reduzieren, Wiederverwenden, Wiederverwerten).
  
  
• Im Fokus von SDG 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) und SDG 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden) stehen die Sicherstellung einer sauberen Sanitärversorgung und der Aufbau nachhaltiger Gemeinschaften durch ein effektives Abfallmanagement und eine bessere Abfallentsorgung mit geringeren negativen Umweltauswirkungen.
• Die Schaffung eines saubereren Planeten steht im unmittelbaren Zusammenhang mit SDG 14 (Leben unter Wasser) und SDG 15 (Leben an Land), die auf den Schutz der Meeres-, Küsten-, Land- und Binnensüßwasser-Ökosysteme abzielen.

Unternehmen erkennen die Vorteile nachhaltiger Verpackungslösungen

Schätzungen zufolge wird der Markt für nachhaltige Verpackungslösungen bis 2027 auf fast 413 Mrd. USD anwachsen – das entspräche einem jährlichen Wachstum von 6,2% seit 2018, als das Marktvolumen noch 246 Mrd. USD betrug.⁴ Mehrere Unternehmen haben sich in diesem Bereich bereits mit innovativen Ansätzen hervorgetan:

• Ein multinationales Konsumgüterunternehmen hat eine seiner Haushaltspflegeprodukt-Marken vollständig auf Flaschen umgestellt, die zu 100% aus recyceltem Kunststoff bestehen – zu 10% aus Plastikmüll aus dem Meer und zu 90% aus sogenanntem Post-Consumer-Recycling (PCR), also Kunststoffabfällen, die bei Endverbrauchern zu Hause und in Büros anfallen. In Zusammenarbeit mit einem der größten Onlinehändler der Welt hat das Unternehmen zudem umweltverträgliche Verpackungen für ein weiteres beliebtes Haushaltspflegeprodukt entwickelt, für die 60% weniger Plastik und 30% weniger Wasser verbraucht werden.
• Ein multinationaler Einzelhändler hat gemeinsam mit einem Hersteller von Biomaterialien eine zu 100% kompostierbare Verpackungslösung auf der Grundlage von Pilzfasern entwickelt, die innerhalb weniger Wochen biologisch abgebaut ist – im Gegensatz zu Styropor, das sich erst nach mehreren Tausend Jahren zersetzt.
• Eine der vielleicht innovativsten Lösungen, die heute bereits im Einsatz sind, ist kompostierbares, natürliches Plastik, das speziell dafür entwickelt wurde, die Kunststoffverschmutzung der Weltmeere, Seen und anderer wichtiger Quellen unserer Wasserversorgung zu reduzieren. Als rein pflanzliches Material stellt dieses Bio-Plastik – das aus erneuerbaren Rohstoffen wie Maisstärke, Kartoffelstärke oder Altspeiseöl hergestellt wird – auch keine Gefahr für Meerestiere dar, wenn es von ihnen gefressen wird.

Verbraucher und Gesetzgeber drängen auf nachhaltige Verpackung

In einer vor Kurzem durchgeführten Verbraucherumfrage der Boston Consulting Group gaben fast drei Viertel der 15.000 Befragten an, dass sie bereit wären, mehr für Produkte mit umweltfreundlicher Verpackung zu zahlen. Fast jedem Vierten wäre dies sogar einen Aufpreis von 10% oder mehr wert. Zudem gaben mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass eine nachhaltige Verpackung ein wichtiger Faktor für ihre Kaufentscheidung sei.⁵ Auch die Politik wird zunehmend aktiv. Die Europäische Union zum Beispiel hat sich dazu verpflichtet sicherzustellen, dass bis 2030 alle Kunststoffverpackungen in der EU wiederverwendbar oder kostengünstig recycelbar sind.⁶ Viele Entwicklungs- und Schwellenländer haben ebenfalls Verbote verschiedener Formen von Einwegverpackungen ausgesprochen. In Kenia zum Beispiel ist es seit Juni 2020 verboten, Einwegbehälter aus Plastik zu produzieren, zu importieren, zu verkaufen oder zu benutzen.

Wirklich durchsetzen werden sich nachhaltige Verpackungslösungen jedoch nur, wenn die Staaten dieser Welt zusammenarbeiten, die Menschen überall auf der Welt ihr Verhalten ändern und ausreichende Investitionen getätigt werden. Ein Best-Case-Szenario zu Finanzierung der erforderlichen Infrastruktur zur Entwicklung wiederverwendbarer, recycelbarer oder kompostierbarer Verpackungslösungen beziffert die Kosten auf rund 30 Mrd. USD pro Jahr.⁷ Die Verpackungshersteller und Konsumgüterunternehmen, die ihre Geschäftsmodelle frühzeitig anpassen, dürften aber zu den Gewinnern dieses Trends gehören. Investoren eröffnen sich dadurch bedeutende Chancen: Sie können potenziell attraktive Erträge aus Anlagen in Unternehmen erzielen, die nachhaltige Verpackungslösungen entwickeln, und mit ihren Anlagen zugleich die UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützen, die den Weg für eine Kreislaufwirtschaft und einen saubereren Planeten ebnen.^8,9