Aktiv oder passiv – das ist hier die Frage

Sieger im Sonnenaufgang – Aktives Management

Zusammenfassung

Immer wieder wird die Frage gestellt, was die wesentlichen Unterschiede zwischen aktivem und passivem Fondsmanagement sind. Dieser Beitrag geht den fünf wichtigsten Fragen rund um die beiden Investmentphilosophien nach. Erfahren Sie hier, warum im aktuellen Umfeld aus unserer Sicht aktives Management einen Vorteil liefern kann.

Fünf wichtige Unterschiede zwischen aktivem und passivem Fondsmanagement

Vorausschicken möchten wir, dass es nicht die eine gute und die eine schlechte Anlagevariante gibt. Je nach Anlegerbedürfnis können sowohl aktive als auch passive Investments von Vorteil sein. In einem ökonomischen Kontext, der von starken Veränderungen gekennzeichnet ist, sehen wir jedoch besonders die Vorzüge von aktivem Management, die wir im Folgenden erklären möchten.

  • Yoga Asana - Aktiv oder passiv?

    Aktives und passives Management unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt: Während das passive Management unterstellt, dass die Kapitalmärkte stets „effizient“ sind, verneinen dies die Anhänger des aktiven Managements.

    „Effiziente Kapitalmärkte“ – das bedeutet, dass niemand eine Zusatzrendite, z.B. durch die Analyse der Märkte und/oder der Einzeltitel erzielen kann. Alle Informationen sind in den Kursen bereits enthalten. Gibt es neue Informationen, so ändern sich die Preise sofort. Niemand hat einen Vorteil, wenn er aktiv eigene Positionen bezieht oder gar in die eigene Analyse investiert. Das Augenfällige ist aber, dass Märkte dennoch ein „Gedächtnis“ zu besitzen scheinen.

    So wirken z.B. größere Ereignisse durchaus nach. Das kann sich z.B. durch anhaltende Schwankungen zeigen, obwohl das auslösende Ereignis bereits vorbei ist

    Dr. Hans-Jörg Naumer

    „Wären die Märkte effizient, müsste in der Theorie mit einem Abschluss des Auslösers auch der Markt wieder in alten Bahnen laufen.“

  • Vater mit Kind – Vertrauen

    Das hängt mit den Kapazitäten der Informationsverarbeitung der Marktteilnehmer zusammen und mit der Stringenz mittels derer sich diese den Informationen anpassen.

    Anders ausgedrückt: Wenn jeder Investor über den gleichen Zugang zu Informationen verfügt und die Kapazitäten hat diese zu verarbeiten, dann fehlt nur noch eins: Dass jeder auch sofort rational, wohl überlegt danach handelt. Und spätestens hier fängt es an, dass die Informations- und mit ihr die Markteffizient frag- würdig wird.

    Denn ist wirklich jede Anlegerin, jeder Anleger eine „Mrs. oder ein Mr. Spock“? Jene Figur aus dem Star-Trek- Universum, die immer kühl auf der Kommandobrücke steht und rein rational – einem Computer gleich – Entscheidungen trifft? Wohl nicht.

    Dr. Hans-Jörg Naumer

    „Die Verhaltensökonomie (Behavioral Finance) gibt beredendes Zeugnis, dass Menschen eben nicht rein rational agieren. Wir neigen zu sogenannten Verhaltensanomalien.“

    Der Herdentrieb, die Verlustaversion, das Festhalten an einer Vergangenheitsperformance, oder auch das sogenannte „Framing“, welches dazu führt, dass sich die bekanntesten Aktien überproportional im Portfolio befinden, sind nur einige Beispiele aus einer ständig wachsenden Forschung zum irrationalen Anlageverhalten.

    Was bedeutet „Framing“?

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    Unter dem englischen Begriff „Framing“, der sich auf Deutsch am besten mit „Rahmen“ übersetzen lässt, wird verhaltensökonomisch das Verhalten verstanden, dass wir die Anlagewelt aus einem bestimmten „Fenster“ heraus betrachten: Wir neigen dazu, nur das zu sehen, was wir sehen wollen, oder was wir bereits kennen.

    So zeigt sich z.B. immer wieder, dass Aktien aus dem Heimatland in den Portfolien überrepräsentiert sind, dass deutsche Aktien also deutlich mehr als 3 – 4% ausmachen, was ihrem Anteil an der weltweiten Marktkapitalisierung entspräche. Man kauft, was man kennt. „Framing“ kann auch dazu führen, dass Nachrichten, die der eigenen Einschätzung widersprechen, unbewusst ausgeblendet werden, obwohl sie für den Anlageerfolg wichtig sein können. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in unserer Studie „Selbstüberlistung mit den Erkenntnissen der Verhaltensökonomie“.

    Wenn aber die Entscheidungen der Investoren nicht rational getroffen werden, wie können Märkte dann effizient sein? Ist nicht viel eher zu vermuten, dass jene, die stringenter operieren, die klare Analyse und Investmentprozesse haben, inklusive eines Risikocontrollings, auch bessere Anlageentscheidungen treffen – also ein sogenanntes „Alpha“, einen Zusatzertrag, der über die Performance des Marktes hinausgeht, erzielen können? Ganz zu schweigen davon, dass sie sich Investitionen entziehen können, an die passive Investoren gebunden sind.

  • Sportlerin springt zwischen zwei Felsen - Herausforderungen

    Das wichtigste Kennzeichen passiver Investments ist, dass sich diese an einer Benchmark (einem Index also, wie z.B. dem DAX oder dem S&P 500) orientieren müssen. Qualitätskriterium ist, wie gut eine Benchmark „repliziert“, nachgebildet, werden kann. Und das egal, was an den Märkten gerade passiert.

    Ein ETF oder auch ein Indexfonds möchte stets möglichst präzise einen Wertpapierindex abbilden. So soll gewährleistet werden, dass sich der ETF parallel zum Index entwickelt. Das aber ist nicht frei von Problemen. Wer immer kaufen muss, kauft auch dann, wenn es am Markt zu Verwerfungen kommt. So kam es z.B. im Herbst 2008 zu einem sogenannten „short squeeze“ bei der Aktie eines deutschen Automobilherstellers. „Short squeeze“ d.h., die Leerverkäufer auf diese Aktie wurden auf dem falschen Fuß erwischt, und mussten sie zu höheren als den erwarteten Kursen zurückkaufen. Wenn aber wenige bereit sind zu verkaufen und einige verzweifelt bestimmte Wertpapiere kaufen müssen, dann steigen die Kurse – und das, umso mehr, je mehr auch passive Anlagevehikel sich eindecken müssen, da es ja ihre Benchmarks so vorsehen.

    Die Folge: Die Kurse explodierten für eine kurze Zeit förmlich, bevor sie dann sehr schnell wieder auf das alte Niveau zurückfielen.

    Chart: Entwicklung der Aktie eines deutschen Automobilherstellers in den Jahren 2008-2010

    Quelle: AllianzGI Capital Markets & Thematic Research.
    Die Wertenwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertenwicklung.

  • Sportler auf Hängebrücke in den Bergen - Verlässlichkeit

    Sicher nicht. Im Gegenteil. Aus gutem Grund wird immer wieder darauf verwiesen, dass Vergangenheitsperformance eben kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Entwicklung ist. Eine passive Strategie unterstellt aber implizit genau das.

    Sie ist vergangenheitsorientiert, denn der abgebildete Index setzt sich zwangsläufig aus der Wertentwicklung der Vergangenheit zusammen. Eine Einschätzung zukünftiger Entwicklungen ist nicht gefragt. Bei Krisen wird das besonders deutlich.

    Ein Beispiel ist die Technologie-Medien-Telekommunikations-Blase (kurz die TMT-Blase) nach dem Jahrtausendwechsel. Die Fantasie für die sogenannten TMT-Werte war groß, die Kurse entsprechend auch. Diese stiegen und mit ihnen die Marktkapitalisierung und damit auch ihr Anteil an der Benchmark. Als die Blase platzte, fielen die Kurse entsprechend und die Benchmark mit ihr. Ein Gegensteuern war nicht möglich – und ist per Definition auch nicht gewünscht. Folge dem Index in guten wie in schlechten Zeiten, heißt die Devise.

    Im Gegensatz dazu haben aktiv gemanagte Fonds die Möglichkeit, ihr Portfolio (frühzeitig) anzupassen, da sie an keinen Index gebunden sind. Das muss nicht immer erfolgreich sein, kann aber helfen, Verluste zu begrenzen, während die Märkte deutlich abgegeben haben.

    Chart: Gewichtung der Branchen am Weltaktienmarkt

    Quelle: Datastream (Branchenindizes), Allianz Global Investors Capital Markets & Thematic Research, Stand: Januar 2021

  • Sportlergruppe in der Wüste

    Die Umschlagshäufigkeit im Portfolio ist auf jeden Fall schneller geworden. Gehörten z.B. Anfang der 60er die Mitglieder des S&P 500, der den US-amerikanischen Aktienmarkt abbildet, dieser Benchmark durchschnittlich 60 Jahre an, bevor sie ausgewechselt wurden, so liegt die Verweildauer mittlerweile nur noch bei durchschnittlich 12 Jahren. D.h. die in der Benchmark enthaltenen Firmen, bzw. deren Aktien, scheiden schneller aus, weil sie an Bedeutung verloren haben.

    Das Ausscheiden aus einer Benchmark kann dabei aus sehr unterschiedlichen Motiven erfolgen. Z.B. kann eine Firma ausscheiden, da sie von einer anderen übernommen wird. Das dürfte eine eher positive Entwicklung sein. Es gibt aber auch negative Gründe für ein Ausscheiden, z.B. weil das Geschäftsmodell einer Firma nicht mit der Entwicklung Schritt halten konnte, und sie an Bedeutung und damit auch an Marktkapitalisierung verliert. Das kann bis hin zum Bankrott gehen.

    Chart: Durchschnittliche Verweildauer der Firmen im S&P500

    Quelle: Longboard, Stand: 2012, Capital Markets and Thematic Research,

    Dr. Hans-Jörg Naumer

    „Wer nicht 1:1 eine Benchmark nachbilden muss, hat die Möglichkeit frühzeitig in neue Entwicklungen zu investieren, bevor die jungen Firmen in die Benchmarkt aufgenommen werden, um möglichst frühzeitig auch von deren Wachstum zu profitieren.“

    Die „alte Welt“, die von „Flaggschiffen“ an den Kapitalmärkten geprägt war, die sich dort lange halten konnten, scheint vorbei zu sein.

    Aber gibt das nicht dem aktiven Management die Chance, diesen Austausch früher einzuleiten und schneller auf neue Entwicklungen zu setzen?

Erfahren Sie mehr zu aktivem Management

Die Welt verändert sich und mit ihr die Anforderungen, die Anleger an ihre Geldanlage stellen. Bei Allianz Global Investors sind wir der festen Überzeugung, dass aktives Management die richtige Antwort auf dieses Umfeld ist. Hier erfahren Sie, warum.

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