Inflationsabsicherung: Wie wäre es mit diesen Sektoren und Anlagestilen?

Hafen mit Frachtschiff

Zusammenfassung

Wenn die Inflation längere Zeit auf einem disruptiv hohen Niveau verharrt, kann es sich für die Anleger lohnen, ihr Kapital verstärkt in bestimmte Aktiensektoren und Anlagestile zu lenken. So haben die Sektoren Energie und zyklische Konsumgüter in der Vergangenheit bei hohen Inflationsraten besser abgeschnitten als die Sektoren Grundbedarfsgüter und Versorger. Auch die Anlagestile Value, Momentum und Quality haben sich im Durchschnitt gut entwickelt.

Zentrale Erkenntnisse

  • Unternehmen aus dem Energie- und Grundstoffsektor weisen (neben anderen) eine engere Bindung an physische Vermögenswerte und Rohstoffe auf. Das bedeutet, dass der Wert ihrer Aktiva und die Preise für ihre Produkte bei einer Inflationsbeschleunigung tendenziell ansteigen
  • Für Anleger, die auf Style Investing setzen, könnten die Stile Value, Momentum und Quality interessant sein, die sich Researchergebnissen zufolge in Phasen mit hohen Inflationsraten tendenziell überdurchschnittlich entwickelt haben
  • Die Inflation ist unter anderem deshalb so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr, weil die Pandemie die globalen Lieferketten insgesamt unterbrochen und die Invasion der Ukraine insbesondere die Versorgung mit Energie, Dünger und Getreide gestört hat

Die Inflation hat beinahe den höchsten Stand seit einer Generation erreicht. Für viele Anleger stellt sich daher die Frage, wie sich längerfristig hohe Inflationsraten auf die Finanzmärkte – und auf ihre Portfolios – auswirken könnten. Ein Blick auf die Marktentwicklung in der Vergangenheit zeigt, dass einige Sektoren (z.B. Energie) bei hohen Inflationsraten sehr viel besser abgeschnitten haben als andere (z.B. Versorger). Häufig liegt das daran, dass bestimmte Unternehmen das Preisniveau selbst festlegen können und andere Preissteigerungen akzeptieren müssen. Darüber hinaus haben belastbare Analysen nachgewiesen, dass bestimmte Anlagestile (z.B. Value und Momentum Investing) bei hohen Inflationsraten ebenfalls tendenziell überdurchschnittlich abschneiden. Insofern kann es sich für die Anleger lohnen, im Rahmen ihrer strategischen Inflationsabsicherung nicht nur einzelne Sektoren, sondern auch verschiedene Investmentstile unter die Lupe zu nehmen.

Was können Anleger bei anhaltend hohen Inflationsraten tun?

Es ist zwar nicht unüblich, dass die Inflation im Laufe des Konjunkturzyklus auch einmal hoch ausfällt, aber der aktuelle Inflationszyklus weist doch einige Besonderheiten auf. Durch die Covid-19-Pandemie wurden die globalen Lieferketten wie nie zuvor unterbrochen. Darüber hinaus hat die Invasion der russischen Streitkräfte in der Ukraine die Versorgung mit Energie, Dünger und Getreide gestört. Weil diese Faktoren zusammen kamen, sind die Preise so stark angestiegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch der Arbeitsmarkt hat sich durch die Pandemie tiefgreifend verändert. Dadurch steigen die Löhne, wodurch sich die Inflation verstetigt.

Wie können sich die Anleger also vor der Inflation schützen? In der Vergangenheit haben Aktien in Phasen, in denen die Wirtschaft wuchs und die Inflation moderat war, vergleichsweise gut abgeschnitten. Bei steigenden Inflationserwartungen können die Kurse zwar kurzfristig sinken, aber insgesamt gelten Aktien langfristig als gute Inflationsabsicherung. Allerdings ist Aktie nicht gleich Aktie, und es lohnt sich, genauer zu untersuchen, wie sich die Inflation auf die einzelnen Sektoren auswirkt.

Unterschiedliche Sektoren reagieren unterschiedlich auf Inflation

Im ersten Schritt befassen wir uns mit den einzelnen Sektoren in der US-Wirtschaft; dafür haben wir die belastbarsten Inflationsdaten vorliegen. Abbildung 1 stellt die Sensitivität der verschiedenen US-Sektoren für Inflation (gemessen als Veränderung des US-Verbraucherpreisindex) im Vergleich zum gesamten US-Aktienmarkt (gemessen anhand des MSCI USA-Index) dar. Dabei ist Folgendes festzuhalten:

  • Unternehmen aus bestimmten Sektoren (z.B. Energie und Grundstoffe) halten bzw. kontrollieren häufig physische Vermögenswerte und verkaufen gegebenenfalls rohstoffbasierte Produkte. Weil der Wert ihrer Aktiva und der Preis ihrer Produkte parallel zur Inflation ansteigen, weisen ihre Aktienkurse eine positive Korrelation mit den Inflationsraten auf. In der Regel steigen ihre Kurse also bei einer Inflationsbeschleunigung an.
  • Bei Unternehmen aus Sektoren wie Grundbedarfsgüter und Versorger ist dagegen eine negative Korrelation mit den Inflationsraten zu erkennen. Das liegt in hohem Maße daran, dass diese Unternehmen Rohstoffe verbrauchen und daher höhere Inputpreise akzeptieren müssen. Dies wirkt sich im Durchschnitt negativ auf ihre Gewinnmargen und ihre Aktienkurse aus.

Abbildung 1: Sektoren, die eine positive bzw. negative Korrelation mit der Inflation aufweisen

Wenn man noch etwas genauer hinsieht, stellt sich die Frage, ob innerhalb eines Sektors bestimmte Unternehmen stärker von der Inflation betroffen sind als andere. Und damit stoßen wir auf das Gebiet des aktiven Portfoliomanagements vor, das möglichst potenzielle Gewinner identifizieren soll. Manche Unternehmen können ihre Preise erhöhen und so gestiegene Kosten an ihre Kunden weitergeben. Aktive Anleger versuchen, solche Unternehmen anhand der Entwicklung des Absatzes und der Gewinnmargen zu identifizieren. Sie suchen qualitativ hochwertige Unternehmen mit hohen und stabilen Gewinnmargen, die in bei hohen oder steigenden Inflationsraten tendenziell besser abschneiden.

Unterschiedliche Anlagestile reagieren ebenfalls unterschiedlich auf Inflation

Zahlreiche Anleger wollen mit Hilfe von Style Investing den Gesamtmarkt im Durchschnitt schlagen. Wie schneidet Style Investing bei hohen Inflationsraten ab? Researchanalysten aus dem Systematic Equity-Team von Allianz Global Investors haben untersucht, wie verschiedene bekannte Aktienanlagestile in acht Phasen mit hohen Inflationsraten in den USA seit 1940 abgeschnitten haben.1,2 In Abbildung 2 ist dargestellt, welche Überschussrenditen die drei Anlagestile Value, Momentum und Quality im Durchschnitt gegenüber einer kapitalisierungsgewichteten Benchmark erzielt haben.

  • Attraktiv bewertete Aktien, sogenannte Value-Titel, haben die Benchmark in sechs von acht Phasen geschlagen.
  • Aktien, die anhand ihrer Wertentwicklung in den vorhergehenden 12 Monaten ausgewählt wurden (sogenannte Momentum-Aktien) haben ihren Lauf im Durchschnitt fortgesetzt und die Benchmark ebenfalls in sechs von acht Phasen geschlagen. Diese Aktien haben bei hohen Inflationsraten im Durchschnitt höhere Überschusserträge erzielt als in normalen Phasen.
  • Unternehmen mit höheren Gewinnen oder einer solideren Bilanz (sogenannte Quality-Aktien) haben die Benchmark in vier der sechs Phasen geschlagen, für die Daten zur Verfügung standen.

Abbildung 2: Value, Momentum und Quality haben sich bei hohen Inflationsraten im Durchschnitt überdurchschnittlich entwickelt

Was bedeutet dies für die Anleger?

Daraus ergeben sich für die Anleger vier Schlussfolgerungen:

  1. Bei steigenden Inflationserwartungen können die Kurse zwar kurzfristig sinken, aber insgesamt gelten Aktien langfristig als gute Inflationsabsicherung.
  2. Unternehmen aus den Sektoren Energie und Grundstoffe haben in der Vergangenheit eine positive Korrelation mit der Inflation aufgewiesen: Der Wert ihrer Aktiva und die Preise ihrer Produkte steigen tendenziell, wenn sich die Inflation beschleunigt.
  3. Innerhalb der einzelnen Sektoren sind einige Unternehmen besser dazu in der Lage, ihre Preise zu erhöhen und die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiterzugeben – und aktive Assetmanager können versuchen, diese Unternehmen anhand der Entwicklung der Absätze und der Gewinnmargen zu identifizieren.
  4. In der Vergangenheit haben die Anlagestile Value, Momentum und Quality in Phasen mit hohen Inflationsraten tendenziell überdurchschnittlich abgeschnitten.

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1 Quelle für Inflationsperioden: Henry Neville, Teun Draaisma, Ben Funnell, Campbell R. Harvey and Otto Van Hemert, 2021, “The Best Strategies for Inflationary Times.” https://ssrn.com/abstract=3813202.
Quelle: Ken French, https://mba.tuck.dartmouth.edu/pages/faculty/ken.french/data_library.html. Faktor Definitionen lauten wie folgt: value (BIG HiBM – Mkt); momentum (BIG HiPRIOR – Mkt); quality (BIG HiOP – MKT).

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Quelle: Allianz Global Investors, Mai 2022.

 

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Von Brücken bis zum Breitband: Infrastrukturanleihen als Aufbauchance

Zusammenfassung

Infrastrukturanleihen können für institutionelle Anleger attraktiv sein, die an stabilen, langfristigen Cashflows interessiert sind.

Zentrale Erkenntnisse

  • Infrastrukturanleihen können zur Portfoliodiversifizierung dienen. Sie bieten viele Vorteile für Anleger, und die langfristigen Aussichten sind günstig: Bis 2040 müssten insgesamt 94 Billionen US-Dollar in die Infrastruktur investiert werden
  • Im Verkehrssektor klingen die Folgen der Pandemie langsam ab. Bei steigenden Zinsen dürften sich jedoch neue Herausforderungen für Unternehmen und Projekte ergeben
  • Stromspeicher, Wasserstoff und Biotreibstoffe sind mit Blick auf die ökologische Transformation der Wirtschaft von besonderem Interesse, denn solche Investitionen werden häufig durch Fremdkapital finanziert
  • Digitale Infrastruktur bietet insofern attraktive Chancen, als Länder wie Deutschland und Großbritannien bei der Umstellung auf GlasfaserBreitbandanschlüsse aufholen

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